Wie kann man nachhaltig leben? Nachhaltig leben ist gar nicht so schwer wie viele denken. Oft wird mit einem nachhaltigen Lebensstil der Verzicht auf geliebte Annehmlichkeiten verstanden. Doch dies ist ein Vorurteil!
Vorurteile gegenüber einer nachhaltigen Lebensweise
Kein Fliegen, kein Autofahren, kein Fleisch und Brot ohne Butter und Käse. Es gibt nur langweiligen Urlaub in Deutschland oder lieber gleich zu Hause bleiben. Leute sehen nur die negativen Seiten von einem nachhaltigen Lebensstil.
Es wird Zeit sich auch auf die positiven Seiten einer nachhaltigen Lebensweise zu beziehen. Dadurch wird klar, dass vermeintlich negative Aspekte eigentlich nicht negativ sind. Hier sind die wichtigsten Tipps, um sofort mit einem nachhaltigen Leben zu beginnen
Viele Tipps zum Thema ’nachhaltig leben‘ – aber ohne wirklichen Nutzen
Auf vielen Webseiten gibt es Tipps wie man nachhaltig leben kann. Oft setzen diese Tipps aber nicht bei den wirklich wichtigen Bereichen an. Stoffbeutel und Mehrweg-Strohhalme sind zwar schön für das Gewissen, aber wirklich CO2-sparen lässt sich dadurch kaum. Hier erfährst du, in welchen Bereichen nachhaltiges Leben einen wirklichen Unterschied macht.
9 Tipps wie man nachhaltig leben kann
Bei den CO2-Emissionen in Privathaushalten gibt es einige Bereiche, die einen besonders hohen Anteil an klimaschädlichen Treibhausgasen verursachen. Auf diesen Bereichen sollte der Fokus liegen!
1. Ökostrom statt Kohlestrom kaufen
Oft gibt es Bereiche im Leben, in den eine ökologische Alternative existiert die weder teurer noch mühsamer ist. Ein solcher Bereich ist der Wechsel auf echten Ökostrom. Strom aus Sonnen und Wind ist teilweise sogar günstiger als aus Kohle oder Atomkraft.
Mittlerweile sind die Kosten für Windkraftanlagen und Solarmodule so niedrig, dass die großen fossilen Stromanbieter sogar von sich aus schon beginnen in erneuerbare Energien zu investieren. Doch je schneller die Kohlekraftwerke abgeschaltet werden, desto schneller wird die Energiewende gelingen. Den eigenen Kohleausstieg kann mensch ganz einfach selbst durchführen. Wie genau der Wechsel zu echtem Ökostrom funktioniert erfährst du hier.
2. Statt Wurst und Fleisch leckere vegane Wurstalternativen ausprobieren
Der Preis für Wurst und Fleisch steigt immer weiter in die Höhe. Trotzdem halten viele an der lieb gewonnenen Tradition fest. Viele mögen den Geschmack – aber hier kommt die interessante Nachricht: unverarbeitetes Fleisch hat keinen starken Eigengeschmack. Dieser kommt erst bei der Verarbeitung durch Salz, Pfeffer und andere Gewürze in die Wurst oder auf das Fleisch. Auf die gleiche Art lassen sich auch Soja, Saitan, Erbsen oder Linsen würzen. Geschmacklich kommen viele Fleischersatzprodukte dem Original sehr nahe. Hier die wichtigsten Fakten zum Thema Fleischersatz – von Pflanzenfleisch zu Insektenfleisch.
Daneben gibt es auch viele vegane Brotaufstriche. Es gibt dutzende von verschiedenen Geschmäckern. Dagegen kommt mir die tierischen Brotaufstriche aus Käse, Salami oder Tee- und Leberwurst richtig einseitig vor. Leckere vegane Brotaufstriche sind zum Beispiel von Zwergenwiese in fast jedem Bio-Supermarkt. Auch Räuchertofu oder vegane Käsescheiben mit Gurke und Tomatenscheiben sind mittlerweile richtig lecker.
3. Nur so viel Heizen wie nötig – jedes Grad zählt
Die größten CO2-Emissionen in privaten Haushalten entfallen auf die Heizung. Laut Umweltbundesamt ist das Heizen mit knapp 63% die größte Quelle an CO2-Emissionen in privaten Haushalten. Raumtemperaturen über 20°C sollten definitiv vermieden werden. Nicht in jedem Raum braucht es eine T-Shirt-Temperatur. Pullover und kuschelige Hausschuhe sollten in der kalten Jahreszeit kein Tabu sein. Räume werden unterschiedlich genutzt und sollten deswegen auch eine Raumtemperatur haben, die der Nutzungsart entspricht. Folgend Raumtemperaturen in der Wohnung werden empfohlen:
- Wohnbereich: maximal 20°C
- Küche: 18°C
- Schlafzimmer: 17°C
Wenn der Wohnbereich tagsüber nicht genutzt wird, kann die Temperatur auch auf 18°C reduziert werden und nach dem Arbeitstag wieder auf die Wohlfühltemperatur hochgeheizt werden. Bei längerer Abwesenheit sollte die Raumtemperatur auf 15°C eingestellt werden. Dementsprechend sollte lieber mehrmals kurz und intensiv gelüftet werden. Angekippte Fenster verschwenden viel warme Luft. Stoßlüften geht am schnellsten: einfach mehrere Fenster maximal öffnen und die Zimmertüren benachbarter Räume öffnen.
4. Sparsamer Umgang mit warmen Wasser
Heizen und Warmwasser hängen eng zusammen. Denn wer nicht mit Strom direkt heizt, der heizt mit warmen Wasser. Häufiges Duschen oder Baden mit warmen Wasser sollte der Vergangenheit angehören. Wer auf das morgendliche Duschen nicht verzichten möchte, kann an der Duschdauer und der Wassertemperatur etwas ändern. Kalt Duschen ist zwar zu Beginn gewöhnungsbedürftig aber ein richtiger Energizer zum Aufwachen. Zudem ist es gesund und schont die Umwelt. Weitere Vorteile einer kalten Dusche am Morgen gibt es auch hier bei Utopia.
Wenn du gerne nachhaltiger deine Energie- und Warmwasserverbrauch gestalten möchtest, hilft dir meine Artikel zur Psychologie des Sparens weiter. Hier gibt es ein paar Tipps wie du deine selbst gesteckten Ziele erreichst.
5. Effiziente Elektrogeräte kaufen
Im Idealfalls gilt es natürlich lieber gebrauchte Elektrogeräte statt neue Elektrogeräte zu kaufen. Denn jedes neue Gerät verursacht auch bei der Produktion und dem Transport zusätzliche CO2-Emissionen.
Auf neuen Elektrogeräten sind die Effizienzklassen angegeben. Auf einer Skala von A (besonders effizient) bis G (nicht effizient) werden die Haushaltsgeräte nach ihrem Strombedarf und Lebensdauer bewertet. Eine ausführliche Liste mit effizienten Elektrogeräten wird vom Öko-Institut herausgegeben. Auf deren Webseite Ecotopten – Plattform für ökologische Spitzenprodukte werden die stromsparendsten Elektrogeräte vorgestellt.
6. Carsharing und Bus & Bahn nutzen
Ein eigenes Auto in der Stadt ist überflüssig. Auf dem Land ohne gute Bus & Bahn-Infrastruktur ist dies natürlich etwas anderes. In der Stadt ist es auf jeden Fall viel entspannter mit einem Monatsabo für den öffentlichen Nahverkehr. Kein ständiges Fahrkartenkaufen, sondern einfach einsteigen und losfahren. Meine Freude für Bus und Bahn ist eigentlich erst mit dem Monatsabo aufgekommen. Die ewige Parkplatzsuche, Staus und hin und wieder die Werkstattkosten waren mir einfach zu viel. Und für kurze Urlaubsreisen am Wochenende leihe ich mir das Auto von Freunden im Rahmen eines privaten Carsharing-Pools. Im Notfall gibt es auch noch die kommerziellen Carsharing-Anbieter.
7. Fliegen nur ab 2000 km Flugentfernung
Oft wird der CO2-Ausstoß von Flugzeugen unterschätzt. Die besonders schädlichen Kurzstreckenflüge fallen dabei besonders ins Gewicht. Der Kraftstoffverbrauch von Flugzeugen ist besonders beim Start hoch. Je länger die Flugzeuge dann in der Luft bleiben, desto länger können sie in einer relativ treibstoffsparenden Reisegeschwindigkeit unterwegs sein. Ein Flug von Berlin nach München mit einer Flugentfernung von 505 km verursacht pro Flugpassagier 308 kg CO2. Bei einem Flug von Berlin nach New York (6300 km) werden pro Person circa 1887 kg CO2 ausgestoßen. Die circa 6-fache Menge CO2 bei aber 12,5-fach größeren Flugentfernung.
Also: Inlandsflüge und Kurzstreckenflüge unter 2000 km vermeiden und lieber entspannt mit ICE und anderen Hochgeschwindigkeitszügen fahren. Lässt sich das Fliegen nicht vermeiden, dann den Urlaub so lang wie möglich ausdehnen und den CO2-Ausstoß bei der Flugreise kompensieren.
8. Urlaubsabenteuer in der Umgebung suchen
Das Fernweh packt mich immer nur alle paar Jahre. Urlaub ist ja bekanntlich etwas was im Kopf passiert und nicht unbedingt an einen Ort fernab des Wohnortes gebunden ist. Entspannung finde ich auch beim Paddeln in der Mecklenburgischen Seenplatte, beim Wandern im Elbsandsteingebirge, einer Bergtour in den Alpen oder beim Radwandern auf einem der vielen schönen Radfernwege in Deutschland. Für mich ist es wichtig nicht erreichbar zu sein und auch bei bestem Willen (oder schlechtem Gewissen) nicht arbeiten zu können. Dann fängt für mich Urlaub an! Interkulturelle Abenteuer lassen sich auch in Slowenien, Polen oder Frankreich finden.
9. Plastikmüll vermeiden
An vielen Stellen im Alltag kannst du Plastikmüll vermeiden. Es ist nicht immer nur die Plastiktüten beim Einkaufen Schuld am ganzen Müll in der Tonne. Für viele Verbrauchsartikel gibt es plastikfreie Alternativen. Hier ein paar Tipps, wie du Plastikmüll im Bad vermeiden kannst.
Nachhaltig leben heißt auch gesund und glücklich leben
Ich möchte hier noch auf eine andere Seite der Nachhaltigkeit hinweisen: Nachhaltigkeit ist viel mehr als nur Umweltschutz und der Kampf gegen den Klimawandel. Nachhaltigkeit hat auch eine soziale Komponente. Sich Zeit für Freunde und Familie zu nehmen macht viel glücklicher als der Kauf von Luxusartikeln wie ein großes Auto, eine schicke Wohnung oder viele Fernreisen in exotische Gegenden. Das Geld für diese Luxusdinge muss auch erst verdient werden und wir haben nur ein Leben. Lieber weniger Arbeit und dieses eine Leben mit den Dingen genießen, die uns Freude machen und wir diese Momente zusammen mit anderen teilen können.
Was hat Gesundheit mit Nachhaltigkeit zu tun?
Für ein glückliches Leben braucht es in jedem Fall Gesundheit. Dafür solltest du möglichst Stress vermeiden und die fit halten. Ungesunde Lebensweise gefährden nicht nur uns sondern auch andere. Die volkswirtschaftlichen Kosten für die Behandlung der Folgen von Schlaganfällen, Krebserkrankungen und Suchtleiden sind gigantisch. Dieses Geld fehlt an anderer Stelle! Warum also nicht das Angenehme mit dem Positiven verbinden? In vielen Befragungen über ein glückliches Leben bestätigen Leute die Gewissheit, dass Gesundheit für ein glückliches und zufriedenes Leben zentral ist.
Mit dem Fahrrad zur Arbeit, statt mit dem Auto zum Fitnessstudio
Kleine Änderungen der Verhaltensweisen können schon zu großen Erfolgen führen. Wieso nicht den Tag mit einer kalten Dusche beginnen und dann mit dem Fahrrad zur Arbeit? Das spart Zeit und Geld für das Fitnessstudio. Oft ist es einfacher kleine Routinen zu ändern als sich große Pläne in der Zukunft zu schmieden. Das sind schon kleine Dinge wie Treppen laufen, statt den Aufzug zu benutzen oder die wöchentliche Wege zum Bäcker, Briefkasten oder Glascontainer per Fahrrad oder zu Fuß zu machen.
Gesunde Ernährung, statt Übergewicht und Diät-Stress
Die Ratgeber zum Thema gesunde Ernährung gibt es im Internet haufenweise. Wichtig sind nur ein paar Grundweisheiten: Vorsorge ist besser als Nachsorge. Wer schon einmal ernsthaft ein paar Kilo Übergewicht reduziert hast kennt bestimmt den Aufwand dahinter. Sofort mit einer nachhaltigen Ernährung zu beginnen kostet viel weniger Mühe, als zu einem unbestimmten Zeitpunkt in der Zukunft mit Gewalt sich von überflüssigen Kilos und schlechten Gewohnheiten zu befreien.
Auf vegetarisch/vegane Ernährung umstellen
Nachhaltig und gesund sind in erster Linie viel Bio-Gemüse, idealerweise aus der Region. Selber Kochen statt Fast-Food, kein rotes Fleisch und tierische Fette wie in Butter und Käse beschränken. Eine einfache Anleitung zur Umstellung deiner Ernährung findest du hier: 9 Tipps, um mit Leichtigkeit vegan zu werden.
Fazit: Wie mit dem nachhaltigen leben sofort beginnen?
Nachhaltig zu leben folgt keinem festen Muster. An vielen Konsumweisen und Kaufentscheidungen (oder Nichtkaufentscheidungen) können in einer nachhaltigen Art und Weise verändert werden. Wichtig ist: einfach anfangen nachhaltig zu leben! Nicht auf den perfekten Moment in der Zukunft warten und auch nicht die absolute Perfektion in der Nachhatligkeit anstreben. Hauptsache mit dem nachhaltigen Leben anfangen und Spaß dabei haben.