Earthships sind Passivhäuser, die aus lokal verfügbaren Baustoffen wie alten Autoreifen, Glasflaschen, Getränkedosen und Lehm hergestellt werden und fast ihre komplette Energie selbst erzeugen. Sie haben das Potential eine neue Ära in der nachhaltigen Architektur einzuleiten.
Autarkes Passivhaus aus Autoreifen und Lehm
Earthships sind so entworfen, dass sie das Regenwasser nutzen und die eigenen Abwässer selbst reinigen. Kanalisation und zentrale Groß-Kläranlagen könnten damit der Vergangenheit angehören. Die Wände sind aus mit Lehm gefüllten Autoreifen gebaut und speichern die Wärme im Winter wie ein Passivhaus. Deswegen entfällt eine Heizung oder es braucht in kalten Regionen nur ein minimales Heizungssystem wie zum Beispiel eine Infrarotheizung mit Strom von den Solarmodulen auf dem Dach vom Earthship.
Earthships mit Wänden aus Autoreifen und Lehm
Der Leitgedanke hinter Earthships ist Kreisläufe herzustellen: Müll soll nicht in Deponien oder in der Natur verschwinden, sondern wieder als Baustoff recycelt werden. Herkömmlichen Häuser benötigen energieaufwändige Baustoffe die lange Transportwege hinter sich haben. Ökologisch bedenklicher Zement wird nur wenig gebraucht. Steine für die Wände werden nicht benötigt. Ansonsten wird auf nachwachsende oder recycelte Baustoffe gesetzt.
Hohlräume werden mit alten Getränkedosen oder Glasflaschen ausgefüllt, um Beton zu sparen. Die Wände werden aus alten Autoreifen gebaut. Sie werden mit Lehm aus der Baugrube gefüllt, festgestapft und dann wie konventionelle Mauersteine aufeinander gesetzt. Die Zwischenräume werden mit Zement und Lehm zu einer glatten Wand verputzt.
Müll als nachhaltiger Baustoff
Das Hauptmaterial der Wände sind Autoreifen, die mit dem Aushub der Baugrube gefüllt werden. Damit werden gleich zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen: alte Autoreifen gibt es überall im Überfluss, weil es noch keine guten Recycling-Konzepte gibt. Lehm als Füllmaterial kommt kostenlos von der Baustelle. Dadurch kann auf viele LKW-Transporte mit Baumaterial verzichtet werden. Die Dicke der Wände entsprechen dem Durchmesser eines Autoreifens. Dadurch haben diese genug thermische Masse, um die Innenräume vor dem Auskühlen zu schützen. Eine zusätzliche Isolation an der Außenwand ist nicht erforderlich.
Passivhaus-Konzept mit Glasfassade und dicken Wänden
Earthships sind Passivhäuser: Sie brauchen keine Heizung und produzieren ihren eigenen Strom. Durch die Ausrichtung nach Süden kann ein Maximum an Solarenergie genutzt werden. Die passiert durch die Glasfassade, die das Sonnenlicht direkt in die Wohnbereiche leitet. Sonnenkollektoren sorgen für warmes Wasser. Direkt hinter der Fensterfront gibt es Pflanzenbeete. Sie werden mit dem Abwasser aus Küche, Waschbecken und Dusche gewässert. Dadurch wird das Abwasser wie in einer Mini-Pflanzenkläranlage gereinigt und gleichzeitig können damit Gemüse und Kräuter für die Küche angebaut werden. Eine große Pflanzenkläranlage neben dem Haus reinigt die restlichen Abwässer. Auch hier können wieder Autoreifen sinnvoll im Garten verwendet werden. Zum Beispiel alte Autoreifen als Baumaterial für Hochbeete.
Die Südseite vom Haus hat eine große Fensterfront. Alle anderen Seiten sind dicke Wände aus Autoreifen und Lehm. Auf der Ost- und Westseite vom Gebäude sind hinter den Wänden Zisternen für Regenwasser eingebaut. Sie sammeln das Wasser vom Dach für die Nutzung im Bad und in der Küche. Bei den meisten Earthships sind die Wände von außen mit Erde aufgeschüttet. Dadurch fügt sich das Gebäude sanft in seine Umgebung ein.
Genehmigung für ein Earthship in Deutschland
Die Earthship-Architektur ist dahingehend optimiert, so autark wie nur möglich zu sein. Energieeffizienz ist das wichtigste Kriterium. Konsequent angewendet können diese Design-Prinzipien eine hohen Lebensstandard mit eigener Energie- und Wasserversorgung gewährleisten. Auf kostenintensive Infrastruktur wie Kanalisation, Kläranlagen oder zentralisierte Energieversorgung kann verzichtet werden. Bislang war es schwierig in Deutschland eine Baugenehmigung für ein Earthship zu bekommen. Bei einer Genehmigung in Deutschland stören sich die Behörden laut Earthship Germany an einigen Punkten:
- der Bau mit Autoreifen wird teilweise als illegale Sperrmüllentsorgung betrachtet
- Earthships müssen in Deutschland einen Wasseranschluss besitzen und an die Kanalisation angeschlossen sein
Bei einer Genehmigung für den Bau eines Earthships gibt es aber auch aufgeschlossene Kommunen, die ökologisches Bauen fördern.
Earthship Tempelhof: das 1. Earthship in Deutschland
Doch dies ändert sich langsam und ein erstes Earthip wurde in Baden-Württemberg gebaut. Unter Earthship Tempelhof gibt es Bilder vom Bau zu sehen. Auch Führungen werden angeboten.
Dies könnte einen enormen Beitrag für den Klimaschutz in Deutschland und der Welt bedeuten. Denn die privaten Haushalte sind mit ihrem Energieverbrauch der drittgrößte Produzent von Treibhausgasen in Deutschland.
Nachteile von Earthships
Ein Nachteil dieser Öko-Architektur ist der hohe Flächenverbrauch. Dicke Wände und die maximal zweistöckige Bauweise sind für Städte nicht geeignet. In ländlichen Regionen mit niedrigen Grundstückspreisen ist dies allerdings schon heute eine Möglichkeit, ressourcensparend und kostengünstig zu bauen.
Genehmigung für Earthships in Deustchland schwierig
Weiterhin ist der Prozess für eine Baugenehmigung in Deutschland nach wie vor anspruchsvoll, aber nicht aussichtslos. Mit dem Earthship Tempelhof und weiteren Earthships in Deutschland wird sich auch in den Behörden eine Offenheit gegenüber ökologischen Bauweisen durchsetzen.
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