Bei kaum einem Thema ist es so einfach einen Beitrag gegen den Klimawandel zu leisten, wie beim Strom. Auch wenn das Thema Stromwechsel zu Ökostrom bei der Anbietervielfalt verwirrend wirkt, lässt sich die Auswahl auf diese sechs echten Ökostromanbieter eingrenzen. Hier ein Vergleich von echten Ökostromanbietern!
Vergleich von Ökostromanbietern: Echter Ökostrom vs. unechter Ökostrom
Greenwashing gehört heute leider zum guten Ton. Und so hat auch der dreckigste Atom- oder Kohlestromanbieter einen Ökostromtarif im Angebot. Auch die Behauptung, dass Atomstrom nachhaltig sei, ist bei näherer Betrachtung nur ein Irrglaube. Niemand will etwas mit Kohle oder Atomkraft zu tun haben, wenn es sich nicht um den eigene Arbeitgeber handelt oder die Quelle der eigenen Profite ist. Doch was bringt der Ökostrom wenn damit über Umwege zum Beispiel der Kohlebergbau in der Lausitz oder der Uranabbau in Australien finanziert wird? Es gibt keinen echten Ökostrom in einem dreckigem Strommix. Solche Stromanbieter bieten unechten Ökostrom an und betreiben Ökostrom-Greenwashing.
Echter Ökostrom ist nicht der Ökostromtarif von Vattenfall, RWE oder Eon. Echter Ökostrom setzt auf 100% Ökostrom. Auch Stromhändler die selbst keine Kraftwerke betreiben, aber an der Strombörse Ökostrom von unechten Ökostromanbietern kaufen, liefern ebenfalls keinen echten Ökostrom.
Was ist echter Ökostrom?
Werden die Kriterien für echten Ökostrom auf die Vielzahl von „Ökostromanbietern“ angewendet, wird es recht schnell übersichtlich. In der Übersicht sind nur die besten Ökostromanbieter erfasst, die ihren Strom bundesweit anbieten. Es ist wird bestimmt regional kleine Stromanbieter geben, die ebenfalls die Kriterien erfüllen. Nach diesem Faktencheck gibt es derzeit 6 echte Ökostromanbieter: EWS Schönau, Green Planet Energy, Bürgerwerke, Naturstrom, Polarstern und Lichtblick.
Hier die Kriterien für echten Ökostrom auf einen Blick:
- es gibt keine eigentumsrechtlichen Verflechtung mit Atom-, Erdöl-, oder Kohlestromkonzernen
- alle Kraftwerke erzeugen 100% Strom aus erneuerbaren Energien
- die Energiewende wird gefördert, in dem der Schwerpunkt auf Stromproduktion mit Neuanlagen (nicht älter als 10 Jahre) gelegt wird oder der Neubau von Windkraft-, Solar- oder Wasserkraftanlagen gefördert wird
- Stromhändlern dürfen nur bei echten Ökostromanbietern kaufen und weiterverkaufen
Stromwechsel: echte Ökostromanbieter im Vergleich
Wie unterscheiden sich die echten Ökostromanbieter? Zuerst zu den Kosten von echtem Ökostrom. Bei einem Wechsel zu einem Ökostromanbieter hier die aktuellen Kosten der Ökostromtarife:
Welcher Grundpreis und was kostet die Kilowattstunde (kWh)? [Stand September 2024]
Ökostromanbieter | Grundgebühr (Monat) | Preis (pro kWh) |
---|---|---|
Bürgerwerke EG | 14,90 € (Berlin) | 33,98 Cent |
EWS Schönau | 13,90 € | 38,30 Cent |
Green Planet Energy* | 12,90 € | 33,90 Cent |
Polarstern | 12,57 € (Berlin) | 29,26 Cent |
Lichtblick* | 15,o0 € (Berlin) | 34,73 Cent |
Naturstrom* | 13,90 € (Berlin) | 32,24 Cent |
Tabelle: echte Ökostromanbieter im Vergleich mit Grundgebühr und kWh (Stand: September 2024)
Echte Ökostromanbieter im Detail
Was genau versteckt sich hinter den Namen dieser Ökostromanbieter? Hier die Ökostromanbieter im Vergleich:
Bürgerwerke EG
Die Bürgerwerke eG ist selbst eine Genossenschaft, deren Mitglieder andere Energiegenossenschaften sind. Also Bürgerinnen und Bürger die selbst Photovoltaik- und Windkraftanlagen betreiben. Auch ein Wasserkraftwerk ist im Bestand der Bürgerwerke EG.
- die Genossenschaft bietet auch Ökogas aus Zuckerrüberabfällen an (es wird aus einer Biogasanlage in Mecklenburg-Vorpommern hergestellt)
- bündelt Ökostrom von Kleinproduzenten in Bürgerbeteiligung und Energiegenossenschaften in Deutschland (Bürgerstrom)
EWS Schönau
Die Elektrizitätswerke Schönau entstanden durch eine Antiatom-Bürgerinitiative, die sich nach den Ereignissen in Tschernobyl gegründet hat. Neben Tipps zum Stromsparen und Soliaktionen für eine Kinderkrebsklinik in Kiew fingen sie an, selbst die Stromproduktion zu organisieren. Sie reaktivierten kleine Wasserkraftanlagen in der Region, dann später Blockheizkraftwerke und mehrere Solar-Anlagen in der Nachbarschaft. Dieser Verbund von Rebellenkraftwerken mauserte sich zum eigenen Stromanbieter, der die Versorgung der Stadt Schönau übernahm.
- ist auch eine Genossenschaft in Bürgerbeteiligung
Green pLanet Energy
Die Green Planet Energy* wurde nach einer Stromwechsel-Initiative von Greenpeace gegründet, die Kriterien für echten Ökostrom aufstellte. Weil auf dem Markt fast keine Stromanbieter diesen Kriterien entsprachen, wurden Nägel mit Köpfen gemacht und ein eigener Ökostromanbieter wurde 1999 gegründet. Dies hieß damals noch Greenpeace Energy.
- aktueller Strommix: 46,6% Wasserkraft und 53,4% Windkraft
Naturstrom AG
Die Naturstrom AG* wurde 1998 von Vertreterinnen und Vertretern der Umwelt- und Erneuerbare-Energien-Verbänden gegründet. Darunter befanden sich zum Beispiel der BUND, NABU, BWE und Eurosolar.
- 100 % Ökostrom aus deutscher Photovoltaik-,Wasser- und Windkraft
- 1 Cent pro kWh wird für den Bau neuer Öko-Energieanlagen verwendet
- bietet auch Biogas an
- finanziert Solar-Home-Systems in Bangladesch
- ermäßigter Ökostromtarif für Leute unter 27 Jahren
Polarstern Energie
Die drei Gründer von Polarstern Energie hatten bei der Gründung ihren Schwerpunkt auf Biogas und der Wärmewende. Denn 80% der Energie in Privathaushalten wird nur für Wärme genutzt. Polarstern investiert auch in nachhaltige Energieerzeugung in Kambodscha und Mali.
- Ökostrom kommt von einem Laufwasserkraftwerk an der Inn
- Biogas kommt aus einer Zuckerfabrik in Ungarn, wo die Abfälle der Zuckerproduktion zu Ökogas fermentiert werden
Lichtblick
Lichtblick* ist einer der größeren Ökostromanbieter. Lichtblick produzieren aber nicht nur Strom und Gas aus erneuerbaren Energien. Mit dem Konzept der Schwarmenergie treiben sie Forschung und Anwendung von Stromspeichern voran. Stromspeichern sind eines der Kernelemente, ohne die eine 100% Ökostromversorgung in Deutschland und Europa nicht funktioniert.
- nur Strom aus Kraftwerken in Deutschland
- liefern auch Biogas: sämtliches CO2, das bei der Produktion von Biogas entsteht wird in Klimaschutzprojekten in Ghana und Malawi neutralisiert
- pro Kunde und Monat schützt Lichtblick 1m² Regenwald
Preisvergleich mit unechten Ökostromanbietern
Echte Ökostromanbieter brauchen den Vergleich mit ihren unechten Ökostromanbietern auch finanziell nicht zu scheuen. Ein kurzer Preisvergleich bei einem Stromwechsel-Portal zeigt bei mir, dass die unechte Ökostrom-Konkurrenz ungefähr genauso viel kostet. Zum Beispiel ist EnBW’s unechter „Ökostrom“ in meiner Region mit 33,26 Cent/kWh und 10,42 €/Monat Grundpreis [Stand September 2024] ist nur etwas günstiger als der Ökostrom von Green Planet Energy* mit 33,90 Cent pro kWh und 12,90 €/Monat Grundpreis. Und im Gegensatz zu EnBW mit seinen Kohlekraftwerken und Heizkraftwerke zur Müllverbrennung leistet Green Planet Energy einen wichtigen Teil zur Energiewende. Ein Vergleich von echten Ökostromanbietern lohnt sich also!
Bonus-Falle: Vorsicht bei Stromwechsel-Portalen mit Ökostrom-Vergleich
Obwohl viele der echten Ökostromanbieter im Vergleich deutlich günstiger sind, landen sie in den Vergleichsportalen selten an ersten Stelle. Hintergrund sind die Boni der großen Stromerzeuger. Mit einmaligen Neukundenrabatt und Sofortbonus katapultieren sich die unechten Ökostromanbieter beim Kostenvergleich auf die ersten Plätze. Der niedrige Preis gilt nur für das erste Jahr. Bei den laufenden Kosten sind die Vergleichssieger deutlich teurer.
Auf längere Sicht sind die hier aufgeführten echten Ökostromanbieter deutlich günstiger. Nicht nur für die eigenen Geldbeutel sondern auch für die kommenden Generation!
Warum ist die Kosten pro kWh von Ökostrom in den letzten Monaten so gestiegen?
Die Kosten für den Einkauf von Ökostrom auf dem Strommarkt haben sich in den letzten Monaten deutlich verteuert. Seit März 2022 bei den Ökostromanbieter um 10 bis 30 Cent pro kWh gestiegen. Auch wenn die Ökostromanbieter nicht direkt den Ökostrom an der Strombörse einkaufen, sondern diesen direkt von Kraftwerksbetreibern beziehen, orientieren sich deren Strompreise an der Strombörse.
Krieg und Hitzewellen wirken sich auf den Ökostrompreis aus
Die Ursache für den Anstieg der Kosten ist der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die Folgen durch die Sanktionspolitik der EU. Aber auch der Klimawandel hat seinen Anteil an der Verteuerung. Durch den globalen Temperaturanstieg kommt es in Europa im Sommer zu längeren Hitzewellen. Aus diesem Grund müssen in Frankreich die Atomkraftwerke jedes Jahr ihre Leistung drosseln weil sie sonst durch die notwendige Kühlung das Wasser der Flüsse zu stark erhitzen würden. Der fehlende Strom wird dann aus Deutschland importiert und verteuert damit den Strom und damit auch den Preis für Ökostrom.
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Guten Tag!
Ihre Artikel interessieren mich. Danke, dass Sie sie mit uns teilen. Ich hoffe, bald mehr aktualisierte Artikel von Ihnen zu lesen. Alles Gute und viel Erfolg für Sie!
Mit freundlichen Grüßen,
Simon Brocher aus Köln