Mit einem Kochsack kann beim Kochen richtig viel Energie sparen. Doch was genau ist ein Kochsack oder ein Wonderbag? Diesen Energiespartipp mit dem Kochen mit Restwärme nutzten schon unsere Großeltern.
Was ist ein Kochsack?
Den Kochsack kannten schon unseren Großeltern in Form einer Kochkisten. Doch was genau ist ein Kochsack? Ein Kochsack ein gut isolierter Stoffsack in dem ein heißer Topf über lange Zeit warm gehalten wird und das Essen darin schonend gart. Dadurch muss das Essen auf dem Herd nur wenige Minuten kochen und wird dann heiß in den Kochsack gestellt. Anschließend gart dann das Essen mit der Restwärme vom Herd im Topf weiter.
Unterschied zwischen Kochsack und Kochkiste
Meine Großeltern benutzten eine abgewandelte Form vom Kochsack: die Kochkiste. Statt des Sacks wird eine Kiste genutzt. Früher wurden Stroh oder Textilien für die Wärmeisolation genutzt. Eine Kochkiste war früher eine mit Stroh gefüllte Kiste in welcher der heiße Topf lange warm gehalten wurde. Manche Kochkisten waren so ausgestattet, dass unter dem Topf noch ein im Ofenfeuer erhitzter Stein in die Kochkiste gelegt werden konnte. Besonders nach den beiden Weltkriegen war Brennmaterial in Europa knapp und Kochkisten zum energiesparenden Kochen weit verbreitet.
Kochsack als moderne Form der Kochkiste
Essen in Isolationsmaterial schonend zu garen und damit Energie zu sparen ist also nicht neu. Neu hingegen ist die äußere Form. Das Isolationsmaterial in Kochsäcken besteht meistens aus Polystyrol-Kügelchen. Als umweltfreundliches Füllmaterial gibt es Kochsäcke mit einer Füllung aus Kork. Beide Isolationsmaterialien isolieren besser als das früher genutzte Stroh. So ein Kochsack hat aber noch einen weiteren Vorteil gegenüber der Kochkiste: Er lässt sich deutlich besser in einem Schrank verstauen als eine sperrige Kochkiste.
Der Kochsack „Wonderbag“
Das Wiedergeburt der Kochkiste in Form des Kochsacks erfolgte 2008 in Südafrika von Sarah Collins. Während eines Stromausfalls kam ihr die Idee, wie in knappen Zeiten beim Kochen Energie gespart werden kann. Sie erinnerte sich dabei an die mit Stroh gefüllten Kochkisten aus früheren Tagen und entwickelte daraus den Kochsack als moderne Variante der Kochkiste.
Wo kann man einen Kochsack kaufen?
Den Wonderbag kann man nicht mehr kaufen. Mittlerweile gibt es aber einige Alternativen zum Wonderbag. Teilweise wird auch die Bezeichnung Kochtasche oder Kochbeutel für den Kochsack genutzt.
Kochsack ecoBag von ecoact e.V.
Der Kochsack ecoBag ist besonders umweltschonend hergestellt. Als Isolationsmaterial werden geschredderte Weinkorken verwendet und der Stoff ist wahlweise auch als Upcycling-Kochsack aus alten Bettbezügen erhältlich. Wer gerne einen Kochsack selber nähen möchte kann auch nur das Schnittmuster und die Korkfüllung für den Kochsack kaufen.
Kochsack von der KochsackManufaktur
Komplett ohne Plastik ist der Kochsack der KochsackManufaktur. Die Hülle und die Kordel besteht aus Baumwolle, das Isolationsmaterial aus recycelten Weinkorken und die Kordelenden aus Metall.
Inzwischen gibt es auch mehrere Anbieter*innen von Kochsäcken auf Etsy oder Ebay – teilweise kann man hier schon für unter 40€ einen Kochsack kaufen.
Kochsack von Ecostoof
Neben dem Wonderbag gibt es auch Kochsäcke mit anderen Namen. Der Kochsack Slow Cooker* von Ecostoof sieht zwar etwas anders aus als der Kochsack von Wonderbag, arbeitet aber nach dem gleichen Prinzip: der Kochsack isoliert den Topf und hält ihn lange warm.
Mit dem Kochsack beim Kochen Energie sparen
Die Hersteller von Kochsäcken geben an, dass mit einem Kochsack circa 30% an Energie beim Kochen gespart werden kann. Im Verlauf von einem Jahr kann hier richtig viel Strom eingespart werden.
Der Herd ist einer der größten Energiefresser im Haushalt. Eine Kochplatte von einem modernen Ceran-Kochfeld verbraucht je nach Modell zwischen ein bis zwei Kilowatt pro Stunde (kWh). Bei einem Strompreis von 40 Eurocent pro kWh und einem Essen, dass 30 Minuten auf einer Kochplatte mit 1,5 kW Leistung gekocht wird, entstehen Stromkosten von circa 30 Cent. Dies könnte beispielsweise ein Topf Reis sein. Kommt dafür noch ein Topf mit einer Tomatensoße dazu, dann kann das Kochen auf dem Herd schnell mal einen halben Euro kosten – nur für den Strom!
Wenn du deine Energiekosten für das Kochen selber ausrechnen möchtest, findest du hier eine Anleitung zur Berechnung von Stromkosten.
Ab wann rechnet sich ein Kochsack durch das Energiesparen?
Wenn der Kochsack 30% der Energie im Vergleich zum Kochen ohne Kochsack spart, dann sammeln sich folgende Stromkosten über das Jahr hinweg an:
- Stromkosten pro Mahlzeit ohne Kochsack: 0,50€
- Stromkosten pro Mahlzeit mit Kochsack: 0,35€
Bei viermaligem Kochen pro Woche ergeben sich über das Jahr gesehen Stromkosten von 104€. Bei der Nutzung von einem Kochsack sind es nur 72,80€ – die Ersparnis beträgt also bei einem aktuellen Strompreis von 40 Cent die Kilowattstunde circa 31,20 €. Ein Kochsack rechnet sich also schon nach 1 bis 3 Jahren. Je nachdem wie teuer der Kochsack war. Zusätzlich kann durch das richtige Kochgeschirr noch einmal zusätzlich Energie beim Kochen gespart werden. Das sind aber nur die monetären Kosten – mit einem Kochsack gibt es kein Anbrennen und kein Überkochen mehr und die Umwelt wird geschont. Denn die ökologischste Strom ist der, der erst gar nicht erzeugt werden muss.
Das Bett – die Alternative zur Kochkiste oder Wonderbag
Als Kind hatte ich oft bei meinen Eltern beobachtet, wie sie einen Topf mit kochendem Milchreis in ein Handtuch eingeschlagen und in ein Bett gestellt haben. Durch die gute Isolation kocht der Milchreis im Bett weiter – ohne Energiezufuhr. Je besser der Topf durch Decken und Kissen isoliert war, desto schneller ging es.
Als Kind bin ich dann nach dem Essen in das herrlich warme Bett geschlüpft. Die warme Bettdecke konnte die Restwärme genauso gut halten wie ein moderner Kochsack.
Vorteile beim Kochen mit dem Kochsack: Kein Anbrennen und kein Überkochen mehr
Dies habe ich dann in den letzten Monaten auch mit Nudeln, Reis und Kartoffeln ausprobiert. Es klappt vorzüglich! Der Vorteil ist, dass nichts Anbrennen oder Überkochen kann. Durch das Garen im Kochsack bleiben auch mehr Vitamine erhalten, da die Temperatur beim Garen geringer ist. Der Nachteil ist allerdings die Eingewöhnungszeit. Es erfordert ein wenig Übung, um den Zeitpunkt abzuschätzen, wann das Gericht fertig ist. Die Garzeit mit Restwärme ist viel länger als das Kochen mit hoher Temperatur!
Zeit zum Entspannen während das Essen im Kochsack gart
Gewöhnungsbedürftig war zuerst auch, dass sich die Griffe am Topf erwärmen. Auch ein isolierter Topfgriff kann dabei heiß werden. Ein Kochlappen schafft Abhilfe. Persönlich empfinde ich das Kochen insgesamt stressfreier. Während das Essen gart, habe ich Zeit mich auf andere Arbeiten in der Küche zu konzentrieren oder kann entspannt Zeitung zu lesen. Wer zum Kochen keinen Kochsack zur Verfügung hat, kann auch einen Sessel und Kleidungsstücke zur Isolation nutzen. Ein paar Handtücher und eine Winterjacke funktionieren fast genauso gut. So lässt sich einfach ein Kochsack improvisieren.
Kochsack selber nähen
Ein Kochsack ist sehr einfach aufgebaut. Mit einem Schnittmuster lässt sich so ein Kochsack selber nähen. Er besteht im Grunde „nur“ aus einem Beutel mit mehreren Kammern und einem Kissen. Zusammengeschnürt wird er mit einem Kordelzug. Mittlerweile gibt es viele einfache Nähanleitungen im Netz.
Hier ein schönes Video-Tutorial zum Nähen eines Wonderbags/Kochsack. Für die Schnittmuster lohnt sich ein Blick auf diesen Nähanleitung oder auf die Anleitung zum Nähen eines Kochsack von Mondarah.
Solch ein Kochsack lässt sich aber auch leicht improvisieren: ein paar Stoff-Tragebeutel ineinander legen und den Topf reinstellen. Wieder mit ein paar Handtüchern umhüllen und fertig ist der Low-Tech-Kochsack. Bei häufiger Benutzung wird dies aber aufwändig und ein richtiger Kochsack isoliert auch besser. Auf lange Sicht würde ich deswegen eher einen Kochsack kaufen oder selber nähen.
Kochkiste selber bauen
Wer es altmodischer mag, kann sich auch eine Kochkiste bauen. Dies ist eine gut isolierte Kiste mit Decken, in die der Topf gepackt wird. Die Großeltern werden vielleicht sogar selbst eine gehabt haben. In der Nachkriegszeit war Brennmaterial teuer und energiesparendes Kochen deshalb die logische Konsequenz. Wer es einfach mag, kann sich einen fertigen Kochsack kaufen.
Nachteile vom Kochsack
Heiße Topfgriffe
Wie bei allen Kocharten, ob Kochsack, Wonderbag, Slow Cooker oder im Bett gilt: die Griffe vom Topf werden heiß. Eigentlich ja auch klar, wenn der gesamte Topf isoliert wird, können die Griffe an der Raumluft sich nicht abkühlen. So heizen sich die Griffe im Kochsack mit der Zeit auf die gleiche Temperatur auf, die auch im Topf herrscht. Kocklappen sind also Pflicht, wenn der Topf aus dem Kochsack genommen wird!
Garzeiten müssen getestet werden
Die Anfangsphase mit dem Kochsack erfordert auch ein wenig Geduld. Die notwendige Garzeit hängt von verschiedenen Faktoren ab: Isolation des Kochsacks, Menge an Essen im Topf oder die Temperatur beim Beginn des Garens. Im Kochsack kann eben nicht einfach mal schnell der Deckel angehoben und gekostet werden. Deswegen lässt man als Beginner*in den Topf oft zu lange oder halt auch mal zu kurz im Kochsack garen. Hier hilft einfach ausprobieren und sich die Ergebnisse als Kochsack-Rezepte zu notieren.
Würde ich mir wieder einen Kochsack kaufen?
Meinen Kochsack habe ich jetzt schon viele Jahre. Ich nutze ihn hauptsächlich für Gerichte mit langen Kochzeiten: Linsen, Bohnen und Reis. Ansonsten hält er bei mir die Speisen warm, die ohne Kochsack gekocht wurden und aber später noch warm gegessen werden sollen.
Mir gefällt die entspannte Art zu Kochen. Ich muss nicht die ganze Zeit den Topf bewachen. Im Kochsack kann nichts überkochen und nichts anbrennen. Das Essen gart im Kochsack und ich habe meine Aufmerksamkeit für andere Dinge frei. Entweder zum Entspannen oder schon einmal zum Saubermachen der Küche.
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