Einen ökologischen Zaun aus Weidenstecklingen kann leicht selbst gepflanzt werden. Der Weidenzaun ist ein lebender Sichtschutz und eine Bereicherung für die Tier- und Pflanzenwelt in deinem Garten. Diese Anleitung zeigt dir in vier Schritten, wie du einen ökologischen Zaun aus Weidenstecklingen selber pflanzen kannst.
Warum einen Zaun aus Weidenstecklingen als ökologischen Sichtschutz pflanzen?
Vor neugierigen Blicken hilft ein Sichtschutz. Der Handel bietet viele Möglichkeiten für einen Sichtschutz. Angefangen vom hölzernen Lamellenzaun bis zum Maschendrahtzaun. Für viel Geld kann man kiloweise Schrott nach Hause fahren. Warum nicht einen ökologischen Weidenzaun bauen, der eine Bereicherung für die biologische Artenvielfalt darstellt?
Vorteile von einem Weidenzaun
Hier sind die Vorteile von einem lebenden Weidenzaun:
- ein lebender Zaun aus Weidenstecklingen repariert sich selbst
- er rostet nicht und muss nicht alle paar Jahre neu gestrichen werden
- am Ende seiner Lebenszeit muss er nicht aufwändig entsorgt werden – er kann einfach kompostiert werden
- im Gegensatz zu einer Hecke ist ein Weidenzaun schon sofort ein hochgewachsener ökologischer Sichtschutz
Wo ist der beste Standort für einen Weidenzaun?
Weiden sind prinzipiell sehr anspruchslose Bäume. Sie brauchen weder besonders nährstoffreiche Böden noch sind sie anfällig für Schädlinge. Jedoch sind zwei Faktoren wichtig: Weiden mögen es hell und nicht zu trocken! Ideal ist ein Standort im Halbschatten mit feuchtem Boden. In der prallen Sonnen haben es besonders die jungen Weidenstecklinge in der Anfangsphase schwer.
Diese Anleitung für einen ökologischen Zaun aus Weidenstecklingen zeigt dir, wie du ganz leicht selbst einen lebenden Sichtschutz selber bauen kannst.
Anleitung für einen lebenden Zaun aus Weidenstecklingen
Die folgenden Dinge brauchst du für den Weidenzaun. Wahrscheinlich hast du die meisten Dinge schon in deinem Garten und kannst sofort loslegen. Der Erdbohrer ist nicht unbedingt erforderlich, aber er erspart dir ein paar Stunden mühsames Graben mit dem Spaten. Denn für einen zehn Meter langen Zaun aus Weidenstecklingen brauchst du circa 33 Löcher!
Benötigtes Werkzeug für den Weidenzaun:
- Grünholzsäge*: bitte keinen Fuchsschwanz nehmen, das ist für den Baum nicht gut (unsauberes Schnittbild) und sägt sich einfach schlecht
- Gartenschere* zum Entfernen von kleinen Zweigen
- Erdhandbohrer* für die Pflanzlöcher
- Eimer zum Anwurzeln der Stecklinge
- Schnur aus Naturmaterial (Hanf, Sisal, Jute oder Baumwolle)
- ein paar Weiden für die Weidenstecklinge
1. Weidenstecklinge für Weidenzaun vorbereiten
Als Materialspender eignen sich besonders Kopfweiden. Diese haben viele Triebe mit ähnlichem Durchmesser. Falls die Spenderweide bereits zu groß ist, braucht es eine Leiter oder eine Teleskopastschere* (die Fiskars-Schneidgiraffe kann den Kopf verstellen – so kann in dem besten Winkel geschnitten werden).
Welche Weiden eigenen sich für Weidenstecklinge?
Für einen Zaun aus Weidenstecklingen eigenen sich am besten die Silber-Weiden (Salix alba) und die Bruch-Weide (Salix fragilis). Eine leicht zu erkennende Form der Silber-Weide ist die Trauerweide. Bruch-Weiden sind am typischen Bruch-Verhalten der Zweige zu erkennen. Sie brechen mit einem hörbaren Knacken stumpf ab.
Falls diese sehr schnell wachsenden Weidenarten nicht zur Hand sind, können notfalls auch andere Arten genommen werden. Alle Weiden gehören zu den Pioniergehölzen und sind deshalb sehr anspruchslos an ihren Lebensraum und wachsen schnell.
Woher bekommt man Weidenstecklinge?
Wer selbst keine Weiden hat muss halt andere nach Weidenruten fragen. Idealerweise finden man Weiden in der direkte Umgebung auf Nachbargrundstücken. Eine Möglichkeit besteht bei den Nachbarn. Vielleicht freuen sie sich ja über Hilfe beim Rückschnitt ihrer Weiden? Ansonsten kann man auch beim örtlichen Grünamt oder die Zuständigen für den Baumschutz fragen.
Oft gibt es Straßen mit alten Kopfweiden die durch das Grünamt gepflegt werden müssen. Hierbei fällt regelmäßig Baumschnitt für Weidenruten an.
Eine andere Möglichkeit bieten Baumpflegebetriebe in der Region. Einfach mal anrufen und nett nachfragen. Die Baumpfleger*innen kennen solche Wünsche und es lässt sich bestimmt eine Lösung beim nächsten Auftrag für einen Baumschnitt an einer Weide und deren Schnittabfälle finden.
Wie macht man Weidenstecklinge?
Die Weidenruten sollten mindestens 2cm Durchmesser haben. Je dicker die Ruten sind, desto eher wachsen sie an. Dünne Ruten neigen am ehesten zum Vertrocknen. Zum schneiden braucht man eine scharfe Grünholzsäge. Mit einem Messer ist da nichts mehr zu machen.
Weidenholz ist auch ein sehr biegsames Holz. Abbrechen der Triebe führt zu starken Verletzungen des Baumes. Mit der Säge nur so viele Triebe entfernen, dass dem Baum noch genügend Blattwerk für sein Weiterleben bleibt. Mit einer Gartenschere Zweige und Blätter entfernen. Zusätzlich kann auch noch die untere Schnittkante angeschrägt werden. Für meinen Sichtschutz habe ich die Ruten auf zwei Meter Länge geschnitten und die Triebspitze mit der Astschere abgeschnitten. Vorhandene Blätter an den Weidenstecklingen führen nur zu unnötigem Wasserverlust während der Anwachsphase.
Wann schneidet man Weidenstecklinge?
Weiden dürfen niemals zum Zeitpunkt der Weidenkätzchen geschnitten werden. Weidenkätzchen stehen unter Naturschutz, da sie die erste Nahrung für viele Insekten in der Natur darstellen. Weidenstecklinge also besten kurz nach der Blüte schneiden. Das Entfernen von ein paar Weidenruten stört den Baum nicht – größere Schnittmaßnahmen oder gar Fällung sind tabu (auch hier sieht das Bundesnaturschutzgesetz aus Gründen des Vogelschutzes die Zeit zwischen Oktober und März vor).
2. Anwurzeln der Weidenstecklinge im Wasser
Manche lassen diesen Schritt aus und setzen die frisch geschnittenen Stecklinge direkt in den Boden. Ich ziehe es vor, meinen Stecklingen einen Vorsprung zu geben: zum Anwurzeln stelle ich sie circa zwei Wochen in einen Wassereimer. Sobald die ersten Wurzeln sich zeigen, können die Weidenstecklinge für den Weidenzaun eingepflanzt werden.
Wer es ganz eilig hat kann die Weiden auch direkt in den Boden pflanzen. Dann müssen sie aber sehr viel gegossen werden. Die Weidenstecklinge nehmen das Wasser nur über ihre dünne Rinde und die Schnittfläche auf. Dementsprechend muss die Erde in der ersten Zeit entsprechend feucht gehalten werden. Besonders in dieser Phase können die Weidenstecklinge leicht vertrocknen.
3. Setzen der Weidenstecklinge
Hier gilt die Grundregel: tief pflanzen und Wurzelbeschädigungen vermeiden. Die oberen Bodenschichten werden in sonnigen Sommermonaten schnell zu trocken.
Abstand der Pflanzlöcher
Die Stecklinge werden mindestens 30cm tief in die Erde gepflanzt. Ich habe eine Abstand von 30cm zwischen den Pflanzlöchern gewählt. Der daraus entstehende Zaun wird erst nach dem Austreiben der Weidenstecklinge blickdicht. Für einen sofortigen Sichtschutz müssen die Weiden entsprechend enger gesetzt werden. Bei vielen Löchern empfehle ich einen Erdhandbohrer. Der Erdhandbohrer von Fiskars für 15cm* Durchmesser der Löcher reicht völlig und er hat auch gleich eine praktische Bohrlochtiefenskala.
Pflanzen der Weidenstecklinge
Beim Einpflanzen der vorgewurzelten Weidenstecklingen muss vorsichtig gearbeitet werden. Es muss darauf geachtet werden, dass die feinen Wurzelansätze nicht abbrechen. Leichter geht dies, wenn jemand hilft: Eine Person hält den Steckling in der gewünschter Position, die andere füllt die Löcher mit lockerer Erde auf. Ich habe meine Weidenstecklinge schräg gepflanzt damit sie sich gegenseitig überkreuzen (Rautenmuster wie ein Jägerzaun). An den Überkreuzungen habe ich die Stecklinge mit einem Baumwollband zusammengebunden. Mit etwas Glück wachsen sie an dieser Stelle später zusammen.
4. Der Weidenzaun muss täglich gegossen werden!
Besonders in den ersten Tagen braucht der frisch gepflanzte Weidenzaun viel Wasser. Wenn die Wurzeln lang genug gewachsen sind, versorgt sich der lebende Sichtschutz selbst mit Wasser und Nährstoffen. Je besser das Anwachsen klappt, je höher die Überlebensrate der einzelnen Stecklinge. Der Zaun auf den Bildern ist inzwischen knapp ein Jahr alt und circa 80% der Stecklinge haben den Winter überlebt.
Mehr braucht es nicht, um einen Weidenzaun zu pflanzen. Und nebenbei hat man dutzende Bäumen gepflanzt und seinen ökologischen Fußabdruck verbessert.
Deshalb ist ein lebender Gartenzaun aus Weiden ökologischer
Ein herkömmlicher Lattenzaun im Selbstbau benötigt ungefähr die gleiche Arbeitszeit. Das Betonfundament ist in der Herstellung aufwändiger, dafür entfällt das Gießen beziehungsweise die Pflege des lebenden Zaunes. Ein Vorteil von einem „toten Zaun“ ist, dass der Sichtschutz sofort nach Montage der Latten in vollem Umfang ausgebildet ist. Der Weidenzaun braucht ein paar Wochen, bis die Wurzeln gut angewachsen sind und Austreiben.
Der einzige „tote Zaun“ der ebenso ökologisch ist, ist eine Totholzhecke aus aus Ästen von Bäumen und Sträuchern mit Zaunpfählen. Etwas wilder und dafür naturnäher ist eine Benjeshecke aus Ästen mit Pfählen aus Weidenstecklingen. Teilweise wird sie auch Benjeshecke genannt.
Vergleich der ökologischen Kosten: Weidenzaun versus Lattenzaun
Ein großer Unterschied besteht in den Kosten: für den Lattenzaun braucht es Beton, Verschalungsmaterial, Metallfüße, Schrauben, Latten und den Anstrich für den Witterungsschutz. Zement und Metall sind sehr energieaufwändig in der Herstellung. Naturmaterialen sind dagegen CO2-neutral. Ein lebender Zaun aus Weidenstecklingen benötigt kein Verbrauchsmaterial außer einer Weide für die Stecklinge. Darüber hinaus bietet ein lebender Weidenzaun vielen Insekten einen Lebensraum und schafft ein Mikroklima angenehmes Mikroklima. So ein lebender Zaun ist rein optisch toll anzusehen: kein totes Material, sondern lebendige Natur pur! Und wenn alles klappt, gibt es eine neue kleine Baumreihe aus Weiden.
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Titelbild: Original von Lusi Lindwurm / modifiziert von transitionsblog.de / CC BY-SA 4.0 DEED
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Pur Natur ist bestimmt schön! Nur eine Frage: was ist zu machen, wenn sich alle diese Stecklinge einleben? Dies wäre wohl toll für die Kinder in dem Garten als eine Hütte oder auch zur Beschattung. Danke für eine nützliche Idee! Folge dem Rat bestimmt in dem eigenen Garten. Der Vati hat aber seine Wahl zugunsten Tore und Gitter aus Gusseisen getroffen.
Vielen Dank für einen interessanten Beitrag zum ökologischen Zaunbau. Die Idee einen Weidenzaun zu bauen finde ich sehr kreativ und die Anleitung ist ganz ausführlich geschrieben. Gut zu wissen, dass man lieber die Stecklinge im Wasser anwurzeln lassen soll. Ich würde gerne solchen Zaun auf meinem Grundstück bauen.
das sieht aber nicht nach 3 cm Durchmesser aus (Vergleich mi den Fingern), vllt. 3 cm Umfang
Hallo Alex, das täuscht auf den Fotos. Die Weidenstecklinge sollten eher dicker sein (3cm Durchmesser) da sie sonst zu schnell vertrocknen nach meiner Erfahrung. In meinem lebenden Zaun aus Weide sind die dickeren, sauber gesägten Stecklinge viel besser angewachsen.