Argument der Klimaskeptiker: CO2 ist Dünger! Was sagt die Wissenschaft?

Kohlkraftwerke sind in Deutschland die Hauptquelle für CO2

Entgegen den wissenschaftlichen Erkenntnissen finden sich immer wieder Klimaskeptiker, die haarsträubende Behauptungen in den Raum stellen. Eine davon ist die Relativierung des Klimawandels. Sie behaupten, mit mehr CO2 geht es dem Planeten besser. Es ist wie Dünger für die Pflanzen. Stimmt das?

Menschengemachtes CO2 als Dünger für die Pflanzen

Es wird anerkannt, dass anthropogenes, also durch Menschen verusachtes, CO2 die Zusammensetzung der Atmosphäre verändert. Allerdings werden die negativen Konsequenzen ausgeblendet. Die Anreicherung der Luft mit Kohlendioxid, das z.B. bei der Kohleverstromung oder durch Autos, Flugzeuge oder Schiffe bei der Verbrennung von Treibstoff freigesetzt wird, hat eine positive Wirkung auf das Wachstum von Pflanzen.

Argumente für die CO2-Dünger-Theorie

Als Beweis dient beispielsweise ein Vergleich von Pflanzen, die in Gewächshäusern mit unterschiedlichen CO2-Gehalt in der Luft wuchsen. Je höher die CO2-Konzentration, desto schneller und höher wuchs die Pflanze.

Mehr CO2 in der Atmosphäre fördert das Pflanzenwachstum (Quelle: Twitter)
Klimaskeptiker: Mehr CO2 in der Atmosphäre fördert als Dünger das Pflanzenwachstum (Quelle: Twitter)

Intuitiv macht das Sinn. Im Biologieunterricht haben wir gelernt, dass Pflanzen Photosynthese betreiben und aus CO2 und Wasser, Glucose und Sauerstoff herstellen. Mehr CO2 in der Luft durch den Klimawandel führt dann auch zu mehr Photosynthese und damit zu mehr Pflanzenwachstum. Dieser Sachverhalt wird auch tatsächlich bei Gewächshäusern oder in bei Wasserpflanzen in Aquarien ausgenutzt.

Wissenschaftlich bestätigte Nutzung der CO2-Düngung

Das Verfahren nennt sich Kohlendioxid-Düngung und wird industriell eingesetzt. Mit Co2-Kanonen werden in Gewächshäusern durch die Verbrennung von Erdgas oder Propan zu Kohlendioxid und Wasser, der CO2-Gehalt der Luft angereichert. Bei Aquarien wird CO2 mit Gaskartuschen im Wasser gelöst.

Durch die Direct-Air-Capture-Technologie (DAC) wird teilweise schon versucht, der Atmosphäre CO2 zu entziehen und diesen dann für industrielle Prozesse zu nutzen. Dies wird beispielsweise seit 2017 in einer Versuchsanlage zur CO2-Abscheidung in der Schweiz gemacht. Hier wird auch ein Gewächshaus für die Produktion von Tomaten, Gurken und Salat mit dem aus der Luft gewonnenen Kohledioxid versorgt. Dadurch konnte ein bis zu 20% schnelleres Wachstum gemessen werden.Globale Zunahme der Blattmasse durch mehr CO2

Für die Theorie, dass CO2-Anstieg in der Atmosphäre das Pflanzenwachstum anregt, gibt es auch andere wissenschaftliche Beweise. Eine Studie hat mit Satellitenaufnahmen von 1982 bis 2009 die Oberfläche der Blätter weltweit gemessen und kommt zu dem Schluss, dass die die Blattoberfläche in diesem Zeitraum zugenommen hat. So gut so schön? Leider hat die Sache aber einen Haken.

Hohe CO2-Konzentrationen für einige Pflanzen toxisch

Der Effekt, dass Pflanzen mit mehr CO2 besser wachsen gilt aber nur für bestimmte Pflanzen. Bei den meisten Pflanzen beispielsweise hat es genau den gegenteiligen Effekt: mehr CO2 = weniger Wachstum. Grund dafür ist, dass die Pflanzen Probleme bekommen, Stickstoff aus dem Boden aufzunehmen. Eine unserer wichtigsten Kulturpflanzen gehört zu dieser Kategorie: Weizen. Die stetige Freisetzung von CO2 wird also zukünftig von schlechterem Ertrag begleitet sein, der durch mehr Dünger ausgeglichen werden muss.

Hungersnot durch Klimakrise

Eine andere Studie hat sich damit beschäftigt, welche Auswirkungen dies für die Ernährung einer wachsenden Erdbevölkerung hat. Sie kommt zu dem Schluss, dass es bei einer Konzentration von 550ppm CO2 (ppm=parts per million) in der Atmosphäre bei ca. 175 Millionen Menschen zu einer Mangelversorgung mit Zink und bei weiteren 122 Millionen zu einer Mangelversorgung mit Proteinen kommen wird. Bei der Versorgung mit Eisen wird es bei 1,4 Milliarden Menschen zu Mangelerscheinungen kommen. Im Mai 2019 wurden schon 415ppm CO2 in der Atmosphäre gemessen. Ein Wert von 350ppm wird von der Wissenschaft als noch verträglich für die Menschheit angesehen.

Fazit: CO2 als Dünger nur in begrenztem Rahmen

Wenn Studien die Eignung von CO2 als Dünger testen, kommen sie fast alle zu demselben Ergebnis. Es funktioniert, aber nur in bestimmten Mengen. Bei zu viel CO2 schlägt der Effekt ins Gegenteil um: Pflanzen wachsen schlechter! Dies wird ernsthafte Konsequenzen für die Ernährung einer wachsenden Erdbevölkerung haben. Hinter diesem CO2 als Dünger Argument der Klimaskeptiker verbirgt sich ein Fünkchen Wahrheit, der von den eingentlichen Gefahren der Klimaerhitzung ablenken soll.


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2 Gedanken zu „Argument der Klimaskeptiker: CO2 ist Dünger! Was sagt die Wissenschaft?“

    1. Hallo, auf welche Studie bezieht sich das? In dem Artikel wollte ich hauptsächlich auf die Folgen für die globale Ernährung durch die wichtigsten Kulturpflanzen aufmerksam machen. Dabei beziehe ich mich auf die in Nature veröffentlichte Studie Impact of anthropogenic CO2 emissions on global human nutrition von Matthew Smith & Samuel Myers. Weltweit basiert unsere Ernährung auf einigen wenigen Kulturpflanzen die unter steigenden Kohlendioxid-Konzentrationen durch den Klimawandel langsamer wachsen und ihren Stoffwechsel verändern. Dies führt dann dazu, dass bei gleicher Ernährung bestimmte Stoffen in der Ernährung nicht mehr in dem Maße verfügbar sind wie heute. Dadurch kann es zu einem Nährstoffmangel kommen. Mehr CO2 in der Atmosphäre ist nicht direkt giftig für den Menschen. Aber indirekt verändert sich der Stoffwechsel in den wichtigsten Nutzpflanzen für die globale Ernährung. Und dies hat auch Folgen für die Gesundheit.

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