Die Doku dreht sich um die Frage, ob 100% Erneuerbare Energien möglich sind. Kontroverse Positionen werten durch diverse Interviews gegeneinander gestellt.
Die Frage ist nich OB, sondern nur WANN die Energiewende kommen muss
Der Spannungsbogen wird durch Interviewauszüge mit dem Chefökonom der Internationalen Energieagentur (IAE) Fatih Birol gesetzt. Im Anzug sitzt er in seinem Büro in Paris und legt durch die scheinbare Kraft der Zahlen dar, dass 100% Erneuerbare nicht in absehbarer Zeit möglich seien. Stattdessen ist ein Umbau der Energieproduktion hin zu mehr Klimaschutz nur durch Atomkraft und Nachrüstung der Kohlekraftwerken mit CCS möglich – einer fragwürdigen Technologie, mit der die CO2-Emmissionen von Kohlekraftwerken technisch gebunden werden solln. Seine Beiträge werden durch Kurzpräsentationen von Windfarmen, Biogas, Photovoltaik und Solarthermieanlagen kontrastiert, die durch die Kommentare vom Solar-Pionier Hermann Scheer verknüpft werden.
Doku: Die 4.Revolution – Energy Autonomy*
Welche Projekte der Energiewende werden vorgestellt?
Thematisch geht es mit kurzen Eindrücken rund um die Welt. Vorgestellt wird eine Modellregion für Erneuerbare Energien in Dänemark, solare Elektrifizierungsprojekte in Mali, Elon Musk mit seinen Tesla Elektroautos, ein engergieeffizientes Bürogebäude in Deutschland, ein Solarthermie-Kraftwerk in Spanien oder das Konzept von Mikrokrediten der Grameen-Bank in Bangladesch und eine Solarfabrik in China. Mit kurzen Statements werden die jeweiligen Projekt vorgestellt und die Gründer berichten schlaglichtartig von ihren Vision. Eine genauere Übersicht über die Energiewende-Projekte liefert die Wikipedia-Seite.
Schwachpunkte der Dokumentation über Erneuerbare Energien
Obwohl die Verstrickungen der Kohle- und Erdölindustrie als Kernproblem der Energiewende herausgearbeitet werden, schafft es der Film nicht konkrete Handlungsansätze jenseits von Appellen an die Industrie zu entwerfen.
Die persönliche Energiewende mit Ökostrom
Die Möglichkeit beispielsweise, dass jeder selbst mit der Wahl seines Stromanbieters entscheiden kann, ob er Ökostrom fördern möchte. Ein Vergleich der Ökostromanbieter zeigt mittlerweile, dass sich von den Kosten her den Vergleich mit Kohlestromproduzenten nicht mehr scheuen müssen.
In der Doku werden zumeist Projekte mit mittlerem bis hohem Investitionsvolumen vorgestellt. Einzige Ausnahme bilden die kleinen Bürgerprojekte in Mali, die kleinen Gruppen Solaranlage auf Schulen und Krankenstationen bauen oder ein Pflanzenölkraftwerden zur Stromproduktion betreiben. Insofern adressiert die Dokumentation die wohlhabenden Bevölkerungsschichten, die Investition in die Energiewende als Renditeprojekt betreiben.
Konsumkritik: Fehlanzeigen!
Nicht kritisiert wird der Konsumstil der reichen Industrie- und Schwellenländer, die auf Kosten anderer die fossilen Ressourcen verbrauchen. Auch der Umbau sämtlicher Stromproduktion zu Wind- und Solarkraftwerken löst die Umweltkrise nicht. Das Problem ist prinzipielle Ressourcenverbrauch, eines auf Wachstum konzentrierten Wirtschaftssystems. Nicht nur die fossilen Rohstoffe sind endlich. Diese Denkfalle des „grünen Kapitalismus“ wird mit dem Rebound-Effekt beschrieben: ökologische Einsparpotentiale werden wieder durch erhöhten Konsum zunichte gemacht.
Schöne Bilder, gute Unterhaltung
Die Macher der Dokumentation haben einen spannenden ca. 1,5h langenDokumentarfilm vorgelegt, bei dem keine lange Weile aufkommt. Die inhaltliche Schwäche wird durch eindrucksvolle Bilder und professionelle Kameraführung wieder gutgemacht. Der Film thematisiert weder tiefgründig die Problemlagen, noch die Handlungsmöglichkeiten. Er bietet aber einen schönen, niedrigschwelligen Einstieg in die Problematik, ob 100% Erneuerbare Eniergie möglich sind. Er bleibt aber einer eindeutigen Antwort schuldig, da er Befürworter und den Chefökonom der IEA in ihren Aussagen urteilsfrei gegenüberstellt. Durch die Wahl der Projekte und die Vielzahl der Beispiele auf der ganzen Welt, besteht aber an der Stoßrichtung kein Zweifel: wir brauchen die Energiewende!
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