Kochem mit Restwärme ohne Kochsack oder Kochkiste

Kochen mit Restwärme

Das Kochen mit Restwärme ist eine einfache Möglichkeit die Energie vom Herd effizienter zu nutzen und gleichzeitig die Umwelt zu schützen. Das Essen im Topf wird mit der Restwärme auf schonende Weise gegart und es kann nichts mehr anbrennen. Mit diesem Trick kochten schon unsere Urgroßeltern, um Brennstoff für das Kochen in Krisenzeiten zu sparen.

Energie sparen durch die Nutzung der Restwärme beim Kochen

Die Nutzung der Restwärme kannten schon unseren Urgroßeltern in Form einer Kochkiste. Als noch über offenem Feuer (z.B. auf einer Küchenofen) gekocht wurde, musste für jede Mahlzeit eifrig Holz gesammelt oder Kohlen geschleppt werden. Hier half also die effizientere Nutzung der Restwärme viel schwere Arbeit und Geld zu sparen. Doch wie genau funktioniert das Kochen mit Restwärme?

Beim Kochen erhitzt die Herdplatte den Topfboden und damit den Inhalt vom Topf. Über die Topfwand und die Öffnung vom Topf wird aber Wärme an die Umgebung abgegeben. Dadurch wird neben dem Topf auch die Küche geheizt. Durch einen Deckel lässt sich schon viel Energie sparen. Deswegen sind passende Deckel für Töpfe auch so wichtig! Richtig effizient wird der Topf aber erst dann, wenn keine Wärme mehr an die Umgebung abgegeben wird. Dadurch bleibt mehr Wärme im Topf und der Topf braucht weniger stark erwärmt werden.

Wie lässt sich die Restwärme beim Kochen nutzen?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten die Restwärme besser zu nutzen. Allesamt zielen darauf ab, die Energieverluste des Topfes zu reduzieren. Dadurch reicht oftmals die Restwärme aus, um das Essen ohne weitere Wärmezufuhr fertigzukochen.

  • Kochsack
  • Kochkiste
  • Thermotopf
  • Kochen im Bett
  • doppelwandige Töpfe

Kochsack

Ein Kochsack ein gut isolierter Stoffsack in dem ein heißer Topf über lange Zeit warm gehalten wird. Das Essen darin wird dabei schonend gegart. Dadurch muss das Essen auf dem Herd nur wenige Minuten kochen und wird dann heiß in den Kochsack gestellt. Anschließend gart dann das Essen mit der Restwärme vom Herd im Topf weiter. Meine Erfahrungen mit einem Kochsack habe ich hier in dem Artikel 5 Gründe, warum du dir einen Kochsack zulegen solltest beschrieben.

Im Kochsack gart das Essen nur mit der Restwärme vom Herd. Durch die niedrige Temperatur bleiben mehr Vitamine erhalten und es wird bis zu 30% der Energie gespart
Ein heißer Topf in einem Kochsack: im Kochsack gart das Essen nur mit der Restwärme vom Herd. Durch die niedrige Temperatur bleiben mehr Vitamine erhalten und es wird bis zu 30% der Energie gespart

Die Hersteller von Kochsäcken geben an, dass mit einem Kochsack circa 30% an Energie beim Kochen gespart werden kann. Im Verlauf von einem Jahr kann hier richtig viel Strom eingespart werden.

Der Herd ist einer der größten Energiefresser im Haushalt. Eine Kochplatte von einem modernen Ceran-Kochfeld verbraucht je nach Modell zwischen ein bis zwei Kilowatt pro Stunde (kWh). Bei einem Strompreis von 40 Eurocent pro kWh und einem Essen, dass 30 Minuten auf einer Kochplatte mit 1,5 kW Leistung gekocht wird, entstehen Stromkosten von circa 30 Cent. Dies könnte beispielsweise ein Topf Reis sein. Kommt dafür noch ein Topf mit einer Tomatensoße dazu, dann kann das Kochen auf dem Herd schnell mal einen halben Euro kosten – nur für den Strom!

Wenn du deine Energiekosten für das Kochen selber ausrechnen möchtest, findest du hier eine Anleitung zur Berechnung von Stromkosten.

Ab wann rechnet sich ein Kochsack durch das Energiesparen?

Wenn der Kochsack 30% der Energie im Vergleich zum Kochen ohne Kochsack spart, dann sammeln sich folgende Stromkosten über das Jahr hinweg an:

  • Stromkosten pro Mahlzeit ohne Kochsack: 0,50€
  • Stromkosten pro Mahlzeit mit Kochsack: 0,35€

Bei viermaligem Kochen pro Woche ergeben sich über das Jahr gesehen Stromkosten von 104€.  Bei der Nutzung von einem Kochsack sind es nur 72,80€ – die Ersparnis beträgt also bei einem aktuellen Strompreis von 40 Cent die Kilowattstunde circa 31,20 €. Ein Kochsack rechnet sich also schon nach 1 bis 3 Jahren. Je nachdem wie teuer der Kochsack war. Zusätzlich kann durch das richtige Kochgeschirr noch einmal zusätzlich Energie beim Kochen gespart werden. Das sind aber nur die monetären Kosten – mit einem Kochsack gibt es kein Anbrennen und kein Überkochen mehr und die Umwelt wird geschont. Denn die ökologischste Strom ist der, der erst gar nicht erzeugt werden muss.

Kochkiste

Die Kochkiste ist eine mit Isolationsmaterial gefüllte Kiste. Der Topf wird in die Mitte der Kisten gestellt und das umgebende Isolationsmaterial verhindert den Wärmeverlust.

DIY-Kochkiste mit Polystyrol (EPS) als Isolationsmaterial (Quelle: Dietrich Krieger CC BY-SA 4.0)

Früher wurden Stroh oder Textilien für die Wärmeisolation genutzt. Manche Kochkisten waren so ausgestattet, dass unter dem Topf noch ein im Ofenfeuer erhitzter Stein in die Kochkiste gelegt werden konnte. Besonders nach den beiden Weltkriegen war Brennmaterial in Europa knapp und Kochkisten zum energiesparenden Kochen weit verbreitet.

Unterschied zwischen Kochsack und Kochkiste

Der einzig wirklich große Unterschied zwischen Kochsack und Kochkiste ist die Form. Essen in Isolationsmaterial schonend zu garen und damit Energie zu sparen ist also nicht neu. Neu hingegen ist die äußere Form. Das Isolationsmaterial in modernen Kochsäcken besteht meistens aus Polystyrol-Kügelchen. Als umweltfreundliches Füllmaterial gibt es Kochsäcke mit einer Füllung aus Kork. Beide Isolationsmaterialien isolieren besser als das früher genutzte Stroh. So ein Kochsack hat aber noch einen weiteren Vorteil gegenüber der Kochkiste: Er lässt sich deutlich besser in einem Schrank verstauen als eine sperrige Kochkiste.

Thermotopf / Thermopot

Auch in einem Thermotopf lässt sich beim Kochen mit Restwärme das Essen energiesparend zubereiten. Der Thermotopf ist eine spezielle Form der Kochkisten – eigentlich eine auf einen bestimmten Topf zugeschnittene Kochkiste. Meistens sind es Thermobehälter aus EPS-Schaum, die für einen speziellen Topf angefertigt sind.

Der Thermotopf ist eine auf einen bestimmten Topf angepasste Kochkiste (Quelle: FinnEquine CC BY-SA 4.0)

Mit einem Thermotopf ist man auf einen bestimmten Topf festgelegt. Dafür ist er aber kleiner als eine Kochkiste und bedeutend leichter, da er nur aus EPS-Schaum besteht.

Kochen im Bett – die Alternative zur Kochkiste oder Wonderbag

Als Kind hatte ich oft bei meinen Eltern beobachtet, wie sie einen Topf mit kochendem Milchreis in ein Handtuch eingeschlagen und in ein Bett gestellt haben. Durch die gute Isolation kocht der Milchreis im Bett weiter – ohne weitere Energiezufuhr. Je besser der Topf durch Handtücher, Decken und Kissen isoliert war, desto schneller ging es.

Kochen mit Restwärme: Kochtopf mit Handtüchern als Alternative zu einem Kochsack
Kochen mit Restwärme: Kochtopf mit Handtüchern als Alternative zu einem Kochsack

Als Kind bin ich dann nach dem Essen in das herrlich warme Bett geschlüpft. Die warme Bettdecke konnte die Restwärme genauso gut halten wie ein moderner Kochsack. Das Bett wirkt wie eine Riesige Kochkiste. Allerdings sollte der Topf vorher in ein Handtuch oder eine Decke eingeschlagen werden, da sonst die Bettwäsche dreckig werden könnte.

Vorteile beim Kochen mit Restwärme: Kein Anbrennen und kein Überkochen mehr

Ich selbst habe mittlerweile zwei Kochsäcke und nutze auch ab und an das Bett zum Kochen. Dies habe ich dann in den letzten Monaten auch mit Nudeln, Reis und Kartoffeln ausprobiert. Es klappt vorzüglich! Der Vorteil ist, dass nichts Anbrennen oder Überkochen kann. Durch das Kochen mit Restwärme bleiben auch mehr Vitamine erhalten, da die Temperatur beim Garen geringer ist. Der Nachteil ist allerdings die Eingewöhnungszeit. Es erfordert ein wenig Übung, um den Zeitpunkt abzuschätzen, wann das Gericht fertig ist. Die Garzeit mit Restwärme ist viel länger als das Kochen mit hoher Temperatur!

Zeit zum Entspannen während das Essen mit der Restwärme fertiggart

Gewöhnungsbedürftig war zuerst auch, dass sich die Griffe am Topf erwärmen. Auch ein isolierter Topfgriff kann dabei sehr heiß werden. Ein Kochlappen schafft Abhilfe. Persönlich empfinde ich das Kochen insgesamt stressfreier. Während das Essen gart, habe ich Zeit mich auf  andere Arbeiten in der Küche zu konzentrieren oder kann entspannt Zeitung zu lesen. Wer noch keinen Kochsack zur Verfügung hat, kann auch einen Sessel und Kleidungsstücke zur Isolation nutzen. Ein paar Handtücher und eine Winterjacke funktionieren fast genauso gut. So lässt sich einfach ein Kochsack improvisieren.

DIY-Kochsack und Kochkiste selber bauen

Kochsack selber nähen

Ein Kochsack ist sehr einfach aufgebaut. Mit einem Schnittmuster lässt sich so ein Kochsack selber nähen. Er besteht im Grunde „nur“ aus einem Beutel mit mehreren Kammern und einem Kissen. Zusammengeschnürt wird er mit einem Kordelzug. Mittlerweile gibt es viele einfache Nähanleitungen im Netz.

Hier ein schönes Video-Tutorial zum Nähen eines Wonderbags/Kochsack. Für die Schnittmuster lohnt sich ein Blick auf diesen Nähanleitung oder auf die Anleitung zum Nähen eines Kochsack von Mondarah.

Solch ein Kochsack lässt sich aber auch leicht improvisieren: ein paar Stoff-Tragebeutel ineinander legen und den Topf reinstellen. Wieder mit ein paar Handtüchern umhüllen und fertig ist der Low-Tech-Kochsack. Bei häufiger Benutzung wird dies aber aufwändig und ein richtiger Kochsack isoliert auch besser. Auf lange Sicht würde ich deswegen eher einen Kochsack kaufen oder selber nähen.

Kochkiste selber bauen

Wer es altmodischer mag, kann sich auch eine Kochkiste bauen. Dies ist eine gut isolierte Kiste mit Decken, in die der Topf gepackt wird. Die Großeltern werden vielleicht sogar selbst eine gehabt haben. In der Nachkriegszeit war Brennmaterial teuer und energiesparendes Kochen deshalb die logische Konsequenz. Wo früher noch mit Stroh oder Kork isoliert wurde, werden heutige Kochkisten mit Polystyrol-Schaum isoliert. Hier gibt es eine einfache und trotzdem gute Bauanleitung für eine DIY-Kochkiste von der Umweltberatung.

Nachteile vom Kochsack, Kochkiste & Co

Heiße Topfgriffe

Wie bei allen Kocharten, ob Kochsack, Wonderbag, Slow Cooker oder im Bett gilt: die Griffe vom Topf werden heiß. Eigentlich ja auch klar – wenn der gesamte Topf isoliert wird, können die Griffe an der Raumluft sich nicht abkühlen. So heizen sich die Griffe im Kochsack mit der Zeit auf die gleiche Temperatur auf, die auch im Topf herrscht. Kochlappen sind also Pflicht, wenn der Topf aus dem Kochsack genommen wird!

Garzeiten müssen getestet werden

Die Anfangsphase mit dem Kochsack erfordert auch ein wenig Geduld. Die notwendige Garzeit hängt von verschiedenen Faktoren ab: Isolation des Kochsackes, Menge an Essen im Topf oder die Temperatur beim Beginn des Garens. Im Kochsack kann eben nicht einfach mal schnell der Deckel angehoben und gekostet werden. Deswegen lässt man als Beginner*in den Topf oft zu lange oder halt auch mal zu kurz im Kochsack. Hier hilft einfach ausprobieren und sich die Ergebnisse als Kochsack-Rezepte zu notieren.

Fazit zum Kochen mit Restwärme

Meinen Kochsack habe ich jetzt schon viele Jahre. Ich nutze ihn hauptsächlich für Gerichte mit langen Kochzeiten: Linsen, Bohnen und Reis. Ansonsten hält er bei mir die Speisen warm, die ohne Kochsack gekocht wurden und aber später noch warm gegessen werden sollen.

Mir gefällt die entspannte Art mit Restwärme zu kochen. Ich muss nicht die ganze Zeit den Topf bewachen. Im Kochsack kann nichts überkochen und nichts anbrennen. Das Essen gart im Kochsack und ich habe meine Aufmerksamkeit für andere Dinge frei. Entweder zum Entspannen oder schon einmal zum Saubermachen der Küche.


Kommentare

2 Antworten zu „Kochen mit Restwärme“

  1. Hi Klaus,

    das Thema ist wirklich sehr spannend. Ich habe auch schon mit einem Kochsack geliebäugelt, kannte aber nur welche mit Stroh oder Füllwattefüllung aus Polyester. Selbermachen hat sich nicht ergeben. Deshalb danke für die Links. Ich habe manchmal als Alternative meine Solarkiste mit einer Wolldecke ausgestopft. Aber das ist alles etwas umständlich und recht platzintensiv.
    Ich bin gerade wieder angefixt.😀

    1. Avatar von transBlog
      transBlog

      Hallo Stefanie,
      das freu mich ja! Ich kann so einen Kochsack wirklich wärmstens empfehlen – das Bett geht natürlich auch, aber wenn man erst einmal auf den Geschmack gekommen ist, dann spart man sich mit so einem Kochsack oder einer Kochkiste in der Küche eine ganze Menge Rennerei zum Bett 😉

      So ein Teil lohnt sich! Schon wegen der Umwelt aber auch weil das Kochen mit Restwärme so viel entspannter ist.

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