Mythen über Stevia: ist Stevia krebserregend oder ungesund?

Mythos Stevia-Süßstoff: gesund oder ungesund?

Zeigen neue Studien, dass Stevia krebserregend oder ungesund ist? Es existieren viele Mythen über diesen scheinbar natürlichen Süßstoff. Teilweise wird dabei der aus den Stevia-Blättern extrahierte Süßstoff Steviosid mit anderen synthetischen Süßstoffen wie Cyclamat oder Aspartam verwechselt. Dieser Artikel räumt mit gängigen Mythen und Vorurteilen über die schädliche Wirkung von Stevia auf: ein Faktencheck!

Stevia-Süßstoff: gesund oder ungesund?

Bevor ich auf einzelnen Mythen über Stevia eingehe, möchte ich meine eigene Position beschreiben. Ich benutze Stevia sowohl als selbst gemachtes Pflanzenextrakt wie auch das industriell hergestellte Steviosid schon seit vielen Jahren. Schon vor der Zulassung in der EU habe ich Stevia selbst angebaut und für meinen persönlichen Konsum als rein pflanzlichen Süßstoff genutzt. Insofern kenne ich viele Mythen und habe schon viel Zeit mit der Recherche darüber verbracht.

Ein paar aktuelle Studien über Stevia als Zuckersatz und wie ungesund er wirklich ist, habe ich in einem separaten Artikel zusammengefasst.

Mythen über Stevia

Diese Mythen über den Stevia kursieren oft in der Diskussion über Alternativen zu Zucker. Teilweise werden dabei jedoch diverse Zuckeralternativen in einen Topf geworfen und die ungesunden Auswirkungen  eines Stoffes mit den Effekten eines anderen Süßungsmittels auf die Gesundheit verwechselt. einem anderen Zuckerersatz, wie zum Beispiel Stevia-Süßstoff, zugeschrieben. Hier der Faktencheck gegenüber den gängigsten Mythen zu Stevia.

1. Ist Stevia krebserregend?

Dieser hartnäckige Mythos über Stevia hält sich schon seit langer Zeit. Er geht zurück auf Tierversuche und Versuche mit Zellkulturen im Labor in den 1980er Jahren in den USA mit sehr hohen Steviosid-Dosen. Allerdings konnte andere Studien keine krebserregenden Effekte von Stevia messen. Dadurch konnte die Vermutung über die krebserregende Wirkung von Stevia nicht bestätigt werden. Dennoch hält sich der Verdacht in der Öffentlichkeit und es wurde ein entsprechend sicherer Grenzwert bei der Zulassung als Lebensmittel festgesetzt.

Eine krebserregende Wirkung von Stevia unterhalb des Grenzwertes ist ausgeschlossen

In der Europäischen Union ein Grenzwert auf vier Milligramm Steviosid pro Kilogramm Körpergewicht festgelegt worden. Unterhalb dieses Grenzwertes gilt eine krebserregende Wirkung von Steviosid als ausgeschlossen. In sehr großen Mengen weit oberhalb von 4mg pro kg Körpergewicht gilt sie als fragwürdig. Hier sollten künftige medizinische Studien die Forschungslücke über krebserregende Stevia-Wirkung schließen helfen, um auch diese Bedenken zu auszuräumen. Insofern kann hier eindeutig festgestellt werden, dass Stevia nicht krebserregend ist, sofern haushaltsübliche Mengen konsumiert werden.

2. Ist Stevia ein natürlicher Süßstoff?

Stevia ist eine Pflanze – genau genommen heißt die Pflanze Stevia rebaudiana bertoni und wird in Südamerika schon seit Jahrhunderten aufgrund ihres süßen Geschmacks genutzt. Dazu werden die Blätter erst getrocknet, zerkleinert und dann anderen Speisen zugesetzt.

Stevia-Pflanze - aus den Blättern wird ein süßer Saft gewonnen oder die Blätter können getrocknet als Süßstoff verwendet werden
Stevia-Pflanze – aus den Blättern wird ein süßer Saft gewonnen oder die Blätter können getrocknet als Süßstoff verwendet werden (Quelle: Von Ethel Aardvark  CC BY 3.0)

Was im Supermarkt als Stevia in Form von weißen Flocken oder als Süßstoff-Tabletten verkauft wird hat nicht mehr viel Ähnlichkeit mit getrockneten Pflanzenblättern. Die industriell hergestellten Extrakte aus der Steviapflanze werden als Steviolglycoside unter der Bezeichnung E 960 als Süßungsmittel in der Zusatzstofftabelle aufgelistet.

Wie wird Stevia-Süßstoff hergestellt?

Die Herstellung vom Süßstoff Steviol aus Stevia-Blättern erfolgt nach dieser aufwändigen Prozedur:

  1. Stevia-Blätter werden mit Wasser gemischt und es wird Formaldehyd zur mikrobiellen Stabilisierung dazugegeben (18.000l Wasser auf 1t Stevia-Blätter)
  2. Durch die Zugabe von 86kg Metallsalze (Aluminiumhydroxid) wird durch eine Fällungsreaktion ein Zwischenprodukt gewonnen
  3. Mit Hilfe von Ionenaustauscherharzen wird das Zwischenprodukt entsalzt und mit Absorberharzen entfärbt – weitere Stevioglycoside entstehen als Abbauprodukte
  4. Mit Methanol und Ethanol (7500l) wird das eigentliche Endprodukt auskristallisiert

Am Ende von diesem Prozess sind ca. 100kg Steviolglycoside entstanden, was 10% der ursprünglich verarbeiteten Stevia-Blätter entspricht. Der Prozess zur Herstellung von Steviolglycosid ist mit einer Reihe von äußerst ungesunden Chemikalien verbunden – diese sind allerdings nach dem Abschluss der Herstellung nicht mehr im Stevia-Süßstoff enthalten und können damit beim Verzehr keine ungesunde Wirkung entfalten.

3. Verursacht Stevia Verdauungsprobleme?

Steviolglycoside können die Kommunikation von Bakterien in der Darmflora beeinflussen. Ob sich dies jedoch auch bis zu einer Störung der Darmflora bis zu Verdauungsproblemen hin verändert ist noch ungeklärt. Die Studie zeigt nur, dass die Kommunikation zwischen den Bakterien sich änderte, es aber zu keinem frühzeitigem Absterben von einzelnen Bakterienarten führte.

Verdauungsprobleme im Zusammenhang mit Stevia-Extrakten können auch durch anderen Zusatzstoffen bei Stevia-Süßungsmitteln hervorgerufen werden. Viele Süßstoff-Tabletten mit Stevia enthalten beispielsweise Laktose oder andere Zucker (zum Beispiel Dextrose). Hier lohnt sich ein Blick auf die Liste der Inhaltsstoffe.

4. Ist Stevia ungesund bei Diabetis?

Oft wird behauptet, dass Stevia dem Gehirn durch seine Süße Zucker vorgaukelt und der Körper deswegen in der Blutzuckerregulation gestört wird. Stevia dockt zwar an die Geschmacksrezeptoren für Zucker an, ist jedoch selbst kein Zucker. Dementsprechend verändert Stevia auch nicht den Blutzuckerspiegel. Dadurch ist Stevia für Menschen mit Diabetis eine gute Alternative für Zucker. Dies bestätigt auch die Deutsche Diabetes-Hilfe. Hier kann also eindeutig Entwarnung gegeben werden.

Manchmal findet sich auch der Mythos, dass der Genuss von Stevia eine Insulinausschüttung bewirkt und dadurch zu einer Unterzuckerung führt. Solche Berichte über einen erhöhten Appetit nach dem Verzehr von Stevia-gesüßten Lebensmitteln sind aber wissenschaftlich nicht haltbar.

5. Macht Stevia unfruchtbar?

Diesen Mythos habe ich erst durch die Recherche zu diesem Artikel kennengelernt. Es gibt Studien zum Einfluss von Stevia auf die Fruchtbarkeit von Hamstern und Ratten. Diese führten allerdings zu unterschiedlichen Ergebnissen. Kritiker wenden ein, dass die schädigende Wirkung von Stevia in Tierversuchen erst bei extrem hohen Mengen auftraten. Verglichen mit Stevia-Blättern müsste dazu täglich die Hälfte des Körpergewichts an Stevia-Blättern konsumiert werden. In dieser Konzentration wäre auch Zucker giftig.

Für den Kontext muss beachtet werden, dass Stevia-Extrakte schon seit mehreren Jahrzehnte in vielen Ländern Südamerikas und Süd-Ostasiens als Lebensmittelzusatz eingesetzt wird und es dort keine Vorbehalte über eine potentiell ungesunde Wirkung von Stevia gibt.

6. Kann Stevia Allergien auslösen?

Häufig wird in den Berichten zu Stevia über dessen Allergiepotential gewarnt. Denn Stevia gehört zur Pflanzenfamilie der Korbblütler (Asteraceae). Zu dieser Familie gehören auch Pflanzen wie Löwenzahn, Kornblume, Distel, Sonnenblume, Kamille und viele weitere Pflanzenarten. Viele Menschen mit Heuschnupfen beziehungsweise einer Neigung zu Allergien reagieren auf einige Vertreter dieser Pflanzenfamilie empfindlich. Die biologische Nähe von Stevia zu diesen Pflanzen ist unbestritten. Falls es zu allergenen Reaktionen kommt, dann allerdings nur bei der Verwendung von ganzen Blättern der Stevia-Pflanze.

Im Netz konnte ich aber keine Informationen über eine ähnliche allergene Wirkung von Stevia finden. Ich bleibe aber dran und freue mich über Hinweise!

Fazit: Ist Stevia ungesund oder gesund?

Stevia wird als natürlicher Pflanzensaft schon seit Jahrhunderten in vielen Kulturen verwendet. Ebenso das industriell erzeugte Steviosid aus den Stevia-Blättern ist schon seit einigen Jahrzehnten in vielen Ländern der Welt als Lebensmittelzusatzstoff zugelassen und wird in diversen Lebensmitteln eingesetzt. Es gibt also bereits viel Erfahrung mit diesem Süßstoff. Die Zulassungsbehörden attestieren Stevia oder den daraus hergestellten Extrakten (Steviosid oder Steviolglykosid) keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit. Dies wurde in vielen unabhängigen Studien bestätigt. Insofern zeigt der Faktencheck: Stevia ist weder  krebserregend, noch hat er andere ungesunde Wirkungen sofern die Grenzwerte eingehalten werden.

Warum hat Stevia ein schlechtes Image?

Die vielen Mythen über Stevia tragen immer auch eine Funken Wahrheit in sich. Hier ein paar Gründe für das schlechte Image von Stevia:

Pannen bei der Zulassung

Bei der Zulassung von Stevia Mitte der 80er Jahre in den USA gab es ein paar Studien, die eine krebserregende Wirkung gemessen hatten. Bei der Wiederholung der Experimente konnte dies jedoch nicht bestätigt werden – der schlechte Ruf klebt jedoch trotzdem noch am Stevia-Süßstoff.

Nähe zu anderen Zuckeralternativen

Stevia-Süßstoff als Pulver- oder Tablettenform unterscheidet sich in seinem Aussehen nicht von anderen künstlichen Süßstoffen mit ungesunden Eigenschaften. Eine berechtigte Kritik an diesen Süßstoffen wird dadurch oft auf Stevia übertragen.

Geschmack: Stevias besondere Süße

Ein eher emotionales Argument gegen Stevia ist oft der Geschmack. Stevia schmeckt wirklich sehr, sehr süß! Einige mögen es, anderen kritisieren wiederum die sofortige und intensive Reaktion der Geschmacksrezeptoren. Viele empfinden die Süße mit einem metallischen Beigeschmack – nun, Geschmack ist halt Ansichtssache.

Kann Stevia auch gesund sein?

Von Zucker wissen wir definitiv, dass er ungesund ist. Aus diesem Grund haben Zuckeralternativen wie Stevia eine wichtige Rolle bei einer gesunden Ernährung. Insbesondere bei Diabetis, Karies oder Adipositas ist Stevia eindeutig die bessere Wahl.

Stevia ist als Zuckeraustauschstoff gut für Menschen mit Diabetis geeignet. Er hat keine Kalorien und eignet sich deshalb auch zum Abnehmen. Ebenso geht von Stevia auch keine Karies-Gefahr für die Zähne aus. Es ist wirklich ein ganzes Bündel von Vorteilen für die Gesundheit, was leider viel zu oft in der öffentlichen Diskussion über Stevia verschwiegen wird.


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