Aus Erdöl hergestellte Kunststoffe galten bislang nicht als biologisch abbaubar. Doch Mehlwürmer fressen Plastik! Sie fressen Styropor und wandeln ihn in biologisch abbaubaren Wurmdünger um. Kann dies eine Lösung für die stetig wachsenden Müllhalden von Plastikmüll darstellen?
Was fressen Mehlwürmer?
Mehlwürmer sind die Larven vom Mehlkäfer (Tenebrio molitor). Ihren Namen haben sie wegen ihrer Vorliebe für Mehl bekommen. Sie sind oft in Bäckereien oder in der eigenen Küche zu finden. Sie lieben alles was Stärke enthält – also Getreidekörner, Brot, Nudeln, Mais oder Kartoffeln. Als Vorratschädlinge sind sie überall dort zu finden, wo wir unsere Lebensmittel lagern oder zubereiten.
Die Laven sind sogar noch gefräßiger. Sie schrecken auch vor ihren Artgenossen nicht zurück und fressen auch die alte Insektenhaut nach der Häutung.
Biologischer Kunststoff-Abbau
Eine neue Entdeckung sorgte für Aufsehen: Mehlwürmer fressen Plastik und es scheint ihnen gut zu bekommen. Forscher von der Stanford Universität präsentierten einen weißen Polystyrol-Block, der von Mehlwürmer durchlöchert war. Den Mehlwürmern war es möglich, aus Plastik lebenswichtige Nährstoffe zu gewinnen. Bislang ging man davon aus, dass dieser Kunststoff in der Natur ohne die Wirkung von UV-Strahlung nicht abgebaut wird. Verantwortlich für die Zersetzung von Polystyrol sind Bakterien im Darm der Mehlwürmer. Ihnen ist es möglich, Kunststoff so zu zersetzen, dass die Mehlwürmer daraus ihre Nährstoffe beziehen können. In den Ausscheidungsprodukten der Würmer ist der Kunststoff so weit biologisch abgebaut, dass er Pflanzen als Dünger dienen kann.
Mehlwürmern schaffen damit eine sensationelle Leistung. Sie können bestimmte Teile von Plastikmüll fressen und dies sogar als ausschließliche Nahrungsquelle nutzen!
Polystyrol-Kunststoff als Nahrung
In den Experimenten fraßen 100 Mehlwürmer pro Tag circa 34 bis 39 Milligramm Polystyrol (auch als Styropor bekannt). Hochgerechnet auf einen Einweg-Kaffeebecher aus einem Automaten (Gewicht: 4,2g) bräuchten es circa 11.200 Würmer, um ihn innerhalb eines Tages zu zersetzen.
Diese Relationen zeigen, dass riesige Mengen Mehlwürmer nötig wären, um mit dem Müllaufkommen von Polystyrol-Produkten mitzuhalten.
Mehlwürmer als biologische Kunststoffentsorgung?
Polystyrol ist in vielen Produkten unseres täglichen Lebens enthalten. Einweg-Geschirr, Joghurt-Becher, abgepackte Wurst- und Käseprodukte oder die Kunststoffschalen von Weintrauben und Champignons – viele Lebensmittel sind in Polystyrol verpackt. Als Schaumstoff oder expandiertes Polystyrol (EPS) kommt es als Fassadendämmstoff, Polstermaterial oder Isoliermaterial (z.B. Styropor) zum Einsatz. Dass Recycling von Polystyrol ist aufwändig und aufgrund von Verschmutzungen und Belastung mit anderen Chemikalien (z.B. Flammschutzmittel) ökologisch zwar notwendig, ökonomisch aber unrentabel. Deshalb wandert ein Großteil in die Müllverbrennung. Mehlwürmer könnten zur biologischen Umwandlung von Polystyrol in Dünger im Rahmen des Cradle-to-Cradle Verfahren eingesetzt werden. Die Masse an Polystyrol, die weltweit als Müll anfällt und bereits in den Meeren und Deponien sich angereichert hat, würde riesige Mehlwurm-Farmen in jeder größeren Stadt benötigen.
Mehlwürmer fressen Plastik dank Darmbakterien
Im Darm der Mehlwürmer konnten bislang unbekannte Bakterien-Arten gefunden werden, die für den Abbau von Polystyrol verantwortlich sind. Diese befinden sich nicht nur im Darm von Mehlwürmern bzw. Mehlkäfern (Tenebrio molitor), sondern auch im Schwarzkäfer (Zophobas morio). Dadurch können beide Polystyrol verdauen. Dies könnte ein Ansatz sein, zukünftig diese Bakterien das Kunststoff-Recycling einzusetzen. Große Mengen von diesen Bakterien-Kulturen könnten ein gangbarer Weg sein, neue Formen der ökologischen Plastikmüllentsorgung zu finden.
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