Doku [2022]: „Die Recyclinglüge“ – Was passiert mit unserem Plastikmüll?

Doku: Die Recyclinglüge - Was passiert mit unserem Plastikmpll

Die Doku „Die Recyclinglüge“ deckt schonungslos die Lügen der Recyclingindustrie auf. Du trennst den Plastikmüll und wirfst fleißig Verpackungsmüll mit dem Grünen Punkt in die gelbe Tonne? Dann solltest du dir die Doku über die Recyclinglügen anschauen!

Doku: Die Recyclinglüge – Was passiert mit unserem Plastikmüll?

Eine neue Doku „Die Recyclinglüge“ von Tom Costello und Benedikt Wermter geht dieser Frage auf den Grund. Die Macher*Innen der ARD-Doku von 2022 haben dafür über ein Jahr recherchiert – teilweise auch verdeckt. Was sie gefunden und wie sie an die Hintergründe ermittelt haben wird ausführlich beschrieben.

Was mich erschüttert hat war der geringe Anteil vom mühsam getrennten Plastikmüll, der tatsächlich recycelt wird. Und damit meine ich den Anteil vom Verpackungsmüll aus dem wieder neue Verpackungen werden und die wieder zurück in den Kreislauf kommen. Ein Kreislauf in dem Sinne, dass es eigentlich keinen nicht recycelbaren Plastikmüll geben sollte.

Infos zur ARD-Dokumentation:

  • Titel: Die Recyclinglüge (eine Dokumentation von Tom Costello und Benedikt Wermter)
  • Länge: 75 Minuten

Wo kann die Doku Die Recyclinglüge kostenlos angeschaut werden?

Die Doku kann noch unter dieser Adresse auf der ARD-Mediathek angeschaut werden. Alternativ gibt es sie auch auf der Internetseite vom Norddeutschen Rundfunk (NDR).  Mittlerweile wurde die Doku auch schon auf Youtube hochgeladen.

Nur 5% des Plastikmülls wird wirklich recycelt

Diese 5% vom Plastikmüll würde ich tatsächliches Recycling nennen. Also aus alten Verpackungen werden wieder neue Verpackung die anschließend wieder recycelt werden können. Dies passiert aber leider nur bei einem Bruchteil von unserem Haushaltsmüll – obwohl dieser bereits von uns Verbraucher*Innen anhand des Grünen Punktes in die Gelbe Tonne vorsortiert wurde. Die offiziellen Recycling-Statistiken sehen jedoch ganz anders aus. Offiziell wurden in Deutschland im Jahr 2020 93% aller Verpackungen recycelt. Wie passen diese beiden Zahlen zusammen?

Was gilt in Deutschland als recycelt?

In der Doku Die Recyclinglüge werden die unterschiedlichen Arten des Recyclings erläutert. Recycling kann in der offiziellen Statistik viel bedeuten. Auch in der Müllverbrennungsanlage ordnungsgemäß verbrannter Plastikmüll  gilt in Deutschland als recycelt. Einen großen Anteil dieser Art des Recycling (auch thermische Verwertung genannt) haben Zementwerke. Die Zementherstellung braucht hohe Temperaturen und Plastikmüll ist ein guter Brennstoff. Circa 70% des Brennstoffs von Zementwerken besteht momentan aus Plastikmüll. Die Zementwerke werden sogar dafür bezahlt, dass sie Plastikmüll verbrennen! Erschreckende Zahlen zum Plastikrecycling gibt es in dem Artikel Mythos Kunststoffrecycling in Deutschland.

Auch Plastikmüll der ins Ausland für das Recycling exportiert wird gilt als recycelt. Ob dieses Recycling dann tatsächlich stattgefunden hat ist dann schwer nachprüfbar. In der Doku wird die Geschichte von einer Umweltaktivistin gezeigt die in den USA in ihrer Freizeit im guten Glauben Plastikmüll sortiert, um dieses an die Recycling-Firma TerraCycle schickt. Genau diese Pakete wurden jedoch nicht recycelt. Stattdessen fanden die Journalisten die von den Umweltaktivisten aufwändig sortierten Plastikverpackungen auf einer illegalen Deponie in Bulgarien wieder.

Auch Downcycling gilt als Recycling

Downcycling geht immer mit einer Verschlechterung des Materials einher. Über 40% des Plastikmülls wird zu solchen minderwertigen Produkten verarbeitet. Nur sortenreiner Plastikmüll kann wieder zu neuen, hochwertigen Verpackungen genutzt werden. Jede Kunststoffsorte hat ihre typischen Eigenschaften und sie können nicht einfach in einen Topf geworfen werden. Jede Kunststoffsorte hat ihren eigenen Schmelzpunkt, andere mechanische Eigenschaften und reagiert anders auf andere Chemikalien. Werden mehrere Kunststoffsorten zusammengeschmolzen ist das Ergebnis unberechenbar. Aus diesem Grund können daraus nur ganz einfache Gegenstände hergestellt werden.

Plastikmüll, der nicht sortenrein getrennt werden kann, wird beispielsweise zu Eisenbahnschwellen oder Zaunpfählen verarbeitet. Aus diesen Produkten lassen sich keine Verpackungen mehr herstellen.

Vielen Staaten verbieten inzwischen Müllimporte

Glücklicherweise verbieten immer mehr Staaten den Import von Müll aus dem Ausland. Auf diese Weise werden die Möglichkeiten für reiche Staaten für ein schmutziges Recycling immer weniger. Wenn der eigene Müll nicht mehr außer Landes geschafft werden kann, müssen sich die Verursacher des Plastikmülls selbst mit der umweltgerechten Entsorgung auseinandersetzen.

„Müll sucht sich immer das billigste Loch“

Im Jahr 2018 hat China den Import verboten. Doch die reichen Industriestaaten haben dann den Müll einfach nach Malaysia, Indonesien, Kambotscha oder auf die Philippinen exportiert. Seit 2020 ist die Türkei der größte Abnehmer für deutschen Plastikmüll außerhalb der Europäischen Union geworden.

Neben Formen des legalen Exportes von recycelbaren Kunststoffabfällen existieren auch illegale Praktiken. In der Doku „Die Plastiklüge“ wurden investigativ Verhandlungen mit scheinbaren Recycling-Firmen geführt, um illegale Müllexporte zu ermöglichen. Dabei werden Frachtcontainer so präpariert, dass nicht recycelbarer Plastikmüll hinter sauberen, sortenreinem Plastikmüll versteckt wird. Bei den Zollkontrollen werden dann nur die „sauberen“ Müllpaletten direkt hinter den Türen kontrolliert.

Die Plastiklüge – eine absolut sehenswerte Doku!

Durch die Doku Die Plastiklüge wird ein düsteres Bild auf uns als saubere Mülltrenn-Nation geworfen. Die Werbung der Müll- und Recyclingindustrie schiebt die Verantwortung auf die Verbraucher*innen. Wir bezahlen Abgaben auf jede gekaufte Verpackung und denken, wenn der Müll ordentlich in die richtige Tonne geworfen wird, wird die Umwelt geschützt werden. Aus alten Verpackungen werden wieder neue hergestellt – kein Plastikmüllproblem, keine Verschwendung von kostbarem Erdöl, alles toll! Doch die Entsorgungsindustrie ist längst von mafiösen Strukturen durchsetzt, denn der Markt für Recycling und Plastikmüllentsorgung verspricht hohe Gewinne.

Recycling – ein progressiver Begriff wird verstümmelt

Der Begriff Recycling beinhaltet das Wort „Re“ im Sinne von Wiederverwendung und „Cycle“ im Sinne von Kreislauf. Doch wenn auch schon die Müllverbrennung und der Müllexport Teil der offiziellen Recyclingquote gelten, dann stimmt schon einmal prinzipiell etwas nicht. Hier zeigt sich schon der Einfluss der Wirtschaftslobby und die Mechanismen des Greenwashings.

Politischer Handlungswille zu wirklichem Recycling fehlt

Es gibt zwar mittlerweile immer mehr Länder die den Import von Plastikmüll verbieten, doch dieses Verbot muss auch irgendwie umgesetzt werden. Der erste Schritt wäre die billige Entsorgung von Plastikmüll zu verhindern. Im zweiten Schritt könnten dann industrielle Lösungen für vollumfängliches Recycling gefunden werden.

Gibt die Doku Lösungsmöglichkeiten für die Recyclinglüge vor?

Bei diesem Punkt gibt es leider keine Antworten von den Macher*innen der Doku. Die Doku zielt lediglich auf die Beschreibung der illegalen Machenschaften der Recycling- und Entsorgungsindustrie und den Greenwashing-Strategien zur Verschleierung der Realität. Die Doku endet mit diesem eindrucksvollen Satz zur Recyclinglüge:

Die Geschichte vom recycelbaren Plastik ist eine schönes Märchen, dass wir gerne hören. In Wahrheit kommen wir nicht umhin uns täglich zu fragen, wie viel Plastik wir wirklich brauchen. Nur so ließe sich das Problem wirklich lösen.“

Es gibt natürlich auch Handlungsmöglichkeiten für uns Verbraucher*innen. Wir können in Unverpackt-Läden einkaufen und auf Mehrweg statt Einwegverpackungen setzen. Einige nützliche Dinge zur Reduktion von Plastikmüll habe ich hier in der Sammlung von 11 Tipps für mehr Nachhaltigkeit in der Küche zusammengestellt. Doch damit erschöpfen sich schnell die Handlungsmöglichkeiten von uns Konsument*innen.

Wie kann das Plastikproblem stattdessen gelöst werden?

Es fehlt an harten gesetzlichen Vorgaben für die Industrie. Dies könnten sein:

  • Mindestmengen an recycelten Kunststoffen für Kunststoffprodukte
  • Ausweitung des Pfandsystems auf andere Verpackungstypen
  • Design-Vorgaben für Kunststoffprodukte für eine bessere Erkennung und Trennung von unterschiedlichen Kunststoffen

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