Die dunkle Seite der Ananas – Umweltzerstörung, Hungerlöhne und Alternativen dazu

Ananas: Anbau, Umweltzerstörung, Pestizide und Alternativen

Auf meiner Reise durch Costa Rica sind mir die riesigen Ananas-Plantagen bei der Fahrt mit dem Reisebus aufgefallen. Die stacheligen Büsche mit ihrer süßen Frucht in der Mitte bedecken ganze Berghänge. Immer tiefer dringen die Plantage in den tropischen Regenwald ein und bedrohen durch Pestizide die Wasserversorgung der umliegenden Dörfer. Welche Auswirkungen auf die Umwelt hat der Ananas-Anbau in Costa Rica?

Fakten zum Ananas-Anbau

Bevor ich zu den Umweltauswirkungen des Ananas-Anbaus komme, hier ein paar interessante Fakten zur Ananas und ihrem Anbau:

  • 66% der weltweit produzierten Ananas-Früchte stammen aus Costa Rica
  • Ananas wird im tropischen Hochland in großen Monokulturen angebaut
  • für den internationale Markt wird hauptsächlich auf den konzerneigenen Farmen von den Fruchtkonzernen Dole, Del Monte, Chiquita und Fyffes produziert oder der Anbau wird auf Vertragsfarmen im Auftrag dieser Konzerne durchgeführt / Kleinproduzenten können dem Preisdruck nicht standhalten
  • der Anbau in Monokultur erfordert den Einsatz von Bewässerungsanlagen, Herbiziden, Fungiziden und anderen Pflanzenschutzmitteln
  • zum Schutz vor Unkraut und zum Warmhalten der Erde wird das gesamte Feld mit schwarzer Folie bedeckt
  • eine Ananas-Pflanze kann nacheinander zwei bis drei Früchte produzieren und braucht pro Ananas circa ein Jahr
Ananas-Jungpflanze neben einer reifen Frucht
Ananas-Jungpflanze neben einer reifen Frucht

Einen kleine Einblick über die Anbaugebiete und welche Schritte auf einer Ananas Plantage bis zur fertigen Frucht durchlaufen werden, erfährst du hier: Ananas – so funktioniert eine Ananas Plantage.

Umweltzerstörung durch den Ananas-Anbau

Wie groß die Auswirkungen vom Ananas-Anbau in Costa Rica sind lässt sich gut anhand der Größe der Plantagen erahnen. In der Region Volcan im Süden von Costa Rica gibt es ein großes Anbaugebiet. Diese Luftbild zeigt die Dimensionen vom Ananas-Anbau in einem von vielen Anbaugebieten Costa Ricas.

Ananas-Monokultur in Costa Rica
Ananas-Monokultur in Costa Rica

Welche schädlichen Auswirkungen hat der Ananas-Anbau auf die Umwelt?

Die gravierendsten Folgen auf die Umwelt durch die großen Ananas-Plantage erfolgen durch:

  • den Einsatz von diversen Pestiziden
  • Bodenerosion in der Regenzeit
  • hoher Trinkwasserverbrauch der Ananas-Farmen
  • Ausbeutung der Plantagen-Arbeiter*innen

1. Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in den Ananasfrüchten

In einer Studie vom Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit wurden Ananas-Proben aus verschiedenen Anbaugebieten in Costa Rica untersucht. In fast allen wurden Rückstände von bis zu vier Pflanzenschutzmitteln gefunden. Dabei handelte es sich hauptsächlich um Fludioxonil (Fungizid gegen Schimmelpilze) und Ethephon (Einleitung der Blüte in allen besprühten Pflanzen). Beide Mittel sind auch in der EU zugelassen und lagen in den Proben unterhalb der zulässigen Höchstwerte. Doch dies sind nur die Chemikalien, die mit der Frucht zusammen zu uns nach Europa importiert werden – auf den Ananas-Plantagen selbst sieht die Lage anders aus.

2. Pestizide im Trinkwasser der Anbaugebiete bedrohen die Gesundheit

Im Fokus der Berichte steht das Herbizid Bromacil. In Deutschland ist es schon ab 1990 nicht mehr zugelassen und das Verbot wurde 2002 auf alle Länder der EU ausgedehnt. In Costa Rica wurde es erst 2017 verboten. Jedoch schon 10 Jahre vorher wurden viele Gemeinden in den Anbauregionen die Nutzung des örtlichen Trinkwasser untersagt, weil die Bromacil-Werte im Trinkwasser bersorgniserregend hoch waren. Stattdessen wurden die Einwohner*innen mit sauberen Trinkwasser per Tanklastwagen versorgt. Die Bewohner*innen der betroffenen Gemeinden berichten von ungewöhnlichen vielen Krebsdiagnosen, Haut- und Augenerkrankungen und Magenleiden.

Auch fünf Jahre nach dem Verbot werden immer noch Bromacil und anderen Agrochemikalien im gesundheitsschädlichen Ausmaß im Trinkwasser nachgewiesen.

Die Menge der in Costa Rica eingesetzten Pestizide ist dermaßen hoch, dass sogar die Vereinten Nationen das Land wegen den katastrophalen Auswirkungen auf die Gesundheit der Plantagenarbeiter*innen gewarnt hat. Der UN-Bericht hebt besonders die Gesundheitsschäden durch die Pestizide Diazinon (Insektizid – seit 2007 in der EU verboten), Paraquat (Herbizid – auch seit 2007 EU-weit verboten) und auch das umstrittene Glyphosat hervor.

3. Bodenerosion auf den Plantagen in der Regenzeit

Durch den langjährigen Anbau in riesigen Monokulturen verändert sich der Boden auf den Anbauflächen. Dem Boden werden Nährstoffe entzogen und nur punktuell durch künstlichen Dünger ersetzt. Dazu werden die alten Pflanzen nach der letzten Ernte abgeflammt – wieder gehen wertvolle Nährstoffe dem Boden verloren. Zusätzlich wird die dünne Schicht fruchtbaren Bodens in der Regenzeit durch den Niederschlag in die Flüsse gespült. Da alle Unkräuter durch Pestizide vernichtet wurden und die Ananaspflanze nach der letzten Ernte abgeflammt wird, gibt es keine auf dem Feld lebenden Pflanzen mehr, deren Wurzeln die wertvolle Muttererde zurückhalten können. Die ehemals mit Regenwald bedeckten Flächen verschlechtern sich schrittweise zu kargen Lehmböden auf denen nur schwer etwas wächst.

Die abgeernteten Felder können kaum noch Regenwasser zurückhalten. Dadurch wird der fruchtbare Boden weggespült und sammelt sich in den Flüssen an.

4. Wasserverknappung durch Bewässerung

In den Sommermonaten muss die Ernte von großen und süßen Ananas-Früchten durch Bewässerungsanlagen sichergestellt werden. Zu diesem Zweck haben sich die Fruchtkonzerne umfangreiche Wasserkonzessionen gesichert. Verschiedene Umweltschutzbewegungen laufen mittlerweile dagegen Sturm. Die Organisation Der US-Fruchtkonzern Del Monte hat sich in ihrem Ananas-Anbaugebiet ben Volcan im Süden von Costa Rica 98% des zur Verfügung stehenden Wassers der lokalen Flüsse gesichert. Andere landwirtschaftliche Betriebe unterhalb der Ananas-Plantagen sitzen in dieser Zeit auf dem Trockenen.

5. Hungerlöhne für die Arbeiter*innen auf den Ananas-Plantagen

Die Arbeit auf den Plantagen zählt zu den härtesten und gleichzeitig auch zu den am schlechtesten bezahlten Jobs im Land. Laut dem Mindestlohn in Costa Rica wird für unqualifizierte Arbeiter*innen ein Stundenlohn von umgerechnet 1,87€ bezahlt (Stand 02/2023). Wie brutal dies ist wissen alle, die schon einmal in Costa Rica waren. Die Preise für viele Lebensmittel sind auf dem Preisniveau von Deutschland. Für Molkereiprodukte (Käse, Butter, Sahne, …) oder generell für importierte Lebensmittel liegen sogar deutlich über dem hiesigen Durchschnitt. Costa Rica ist definitiv kein billiges Reiseland und die Lebensqualität von Plantagen-Arbeiter*innen ist dementsprechend schlecht.

Ananas Monokultur - zwischen den Pflanzen ist eine schwarze Folie ausgelegt die zusätzlich zu den Pestiziden die Unkräuter unterdrücken soll und die Erde nachts wärmt
Ananas Monokultur – zwischen den Pflanzen ist eine schwarze Folie ausgelegt die zusätzlich zu den Pestiziden die Unkräuter unterdrücken soll und die Erde nachts wärmt

Deswegen komplett auf Ananas verzichten?

Die Discounter versuchen mit vielen Labels ihre Ananas als weniger schlimm zu verkaufen. Beispielsweise wird oft das Label Rainforest Alliance benutzt. Die Werbung spricht von nachhaltiger Landwirtschaft – doch die Realität sieht anders aus. Das Siegel sieht in seiner aktuellen Fassungen keinen Mindestlohn über dem vor Ort geltenden Mindestlohn vor. Auch ist Rainforest Alliance kein Bio-Label. Viele umstrittene Pestizide dürfen verwendet werden. Beispielsweise darf Brodifacoum (Gift gegen Nagetiere und seit 20011 in der EU als Pflanzenschutzmittel verboten) für den Ananas-Anbau in Costa Rica eingesetzt werden (Stand 02.03.2023). Beim Kauf einer Ananas kommt es also auf das Kleingedruckte an.

Fairtrade-Siegel schützt Ananas-Arbeiter*innen und die Umwelt

Das Fairtrade-Siegel geht in vielen Anforderungen viel weiter als andere Siegel. Beispielsweise müssen die Löhne für die Plantagen-Arbeiter*innen über dem gesetzlichen Mindestlohn liegen. Auch Leiharbeit wird geregelt: Arbeiter*innen die für mehr als drei Monate auf der Plantage eingesetzt werde müssen einen Arbeitsvertrag von der Plantage bekommen. Ebenso müssen Saisonarbeiter oder Wanderarbeiter für gleiche Aufgabe das gleiche Geld wie andere Beschäftigte bekommen. Gerade in Costa Rica arbeiten viele Arbeitsmigrant*innen aus Nicaragua auf den Ananas-Plantage. Diese sind über das Fairtrade-Siegel gleichgestellt.

Fairtrade-Ananas aus Costa Rica

In Costa Rica werden Fairtrade-Ananas in der Ananas-Kooperative Agronorte angebaut. Ein Teil des Verkaufspreises fließt auch in die Verbesserung von Arbeitsbedingungen vor Ort. Es wurden zusätzliche Sanitäranlagen für die Arbeiter*innen errichtet und Sammelstellen für chemische Abfälle errichtet. Damit soll das Trinkwasser in der Region noch besser vor falsch entsorgten Pestiziden und anderen Giften geschützt werden.


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