Plastik-Recycling: vom Clean-up zu neuen Kunststoffprodukten

Recycling von Plastikmüll

Was passiert eigentlich mit dem Müll in unseren Flüssen? Das Clean River Project hat darauf eine Antwort: Müll sammeln und anschließend recyceln!

In gemeinschaftlichen Clean-ups wird der Müll per Kanu eingesammelt, sortiert und anschließend in Spritzgussmaschinen zu neuen Plastikprodukten verarbeitet. Bei jedem Schritt sind helfende Hände willkommen!

Clean-up’s: Müll sammeln für den Umweltschutz

Das Clean River Project organisiert gemeinschaftliche Müllsammelaktionen. Insbesondere in sensiblen Naturgebieten wie Flüssen und Seen sind solche Aktionen leider die einzige Möglichkeit, die Tier- und Pflanzenwelt vor gefährlichem und potenziell giftigem Müll zu schützen.

Clean-up: Plastikverpackungen und anderer Müll wird in der Spree eingesammelt
Clean-up: Plastikverpackungen und anderer Müll werden in der Spree per Kanu eingesammelt

Solche Clean-ups werden oft mit dem Kanu durchgeführt. In Berlin und anderen Städten gibt es regelmäßig Clean-ups, um Müll aus den Flüssen herauszufischen. Auch entlang der Ufer wird der Müll gesammelt. Dabei wird alles Mögliche eingesammelt: Plastiktüten, Flaschen, Einweg-Essensboxen, Feuerzeuge oder Zigarettenfilter.

Der Müll wird anschließend sortiert und fachgerecht entsorgt. Einen kleinen Teil des Plastikmülls „entsorgt“ das Clean River Project selbst, indem dieser mit eigenen Maschinen recycelt wird.

Recycling von Plastikmüll aus Flüssen

Für das Recycling von Plastikmüll muss der Müll zuerst sortiert und gereinigt werden. Für die Recycling-Workshops kann nur Plastikmüll der Sorte HDPE (High-Density Polyethylen) verwendet werden. Viele Verpackungen aus dem Haushalt bestehen aus HDPE, zum Beispiel Verpackungen für Duschgel und Flüssigwaschmittel, Tüten oder Plastikdeckel. Diese Plastiksorte lässt sich am aufgedruckten Recycling-Code „2“ erkennen. Alle anderen Plastiksorten werden aussortiert und in Wertstofftonnen fachgerecht entsorgt.

Recycling-Workshop: Neue Kunststoffprodukte aus Plastikmüll

Wie das Recycling von Plastikmüll genau funktioniert, konnte ich bei einem Recycling-Workshop selbst erleben. Für den Workshop hat Johanna Sattler vom Clean River Project gereinigten und bereits zerkleinerten Plastikmüll von einer Müllsammelaktion auf der Spree in Berlin mitgebracht.

geschredderter Plastikmüll aus HDPE für die Spritzgussmaschine
geschredderter Plastikmüll aus HDPE für die Spritzgussmaschine

In einer handbetriebenen Spritzgussmaschine haben wir dann den Plastikmüll aufgeschmolzen und anschließend in Formen gepresst. In diese Maschine wird der geschredderte Plastikmüll eingefüllt und in einer Kammer bis zum Schmelzpunkt erhitzt. Anschließend wird der geschmolzene Kunststoff per Handrad mit einem Kolben durch eine Düse in eine Spritzgussform gedrückt.

Spritzgussmaschine für das Recycling von Plastikmüll
Spritzgussmaschine für das Recycling von Plastikmüll

Nach wenigen Sekunden ist der heiße Kunststoff in der Metallform erstarrt und die Spritzgussform kann aufgeschraubt werden. Erst dann kann man sehen, ob der Spritzguss gelungen ist oder nicht. Auf diesem Weg haben wir Kreisel und Anhänger für Ketten hergestellt.

geöffnete Spritzgussform mit einem  Kreisel aus Plastikmüll
geöffnete Spritzgussform mit einem Kreisel aus Plastikmüll

Herausforderung beim Kunststoffrecycling

Hierbei konnten wir selbst sehen, wie kompliziert das Recycling von Kunststoff sein kann. Denn jeder Kunststoffhersteller verwendet für seine Produkte eine eigene Rezeptur aus Weichmachern, Farbstoffen, Flammschutzmitteln oder UV-Stabilisatoren.

Je nach Zusammensetzung des Kunststoffs verändert sich der Schmelzpunkt und die Fließfähigkeit. Was bei einer Kunststoffmischung hervorragend funktionierte, führte bei einer anderen zu Problemen in der Spritzgussform.

fehlerhafter Spritzguss - nicht alle Formen wurden vollständig ausgefüllt
fehlerhafter Spritzguss – nicht alle Formen wurden vollständig ausgefüllt

In dieser Spritzgussform wurde nur die Muschel vollständig vom heißen Kunststoff ausgefüllt. Der Anker, die Schildkröte und das Steuerrad waren unvollständig. Der lange Steg zwischen den Elementen der Form dient als Verbindungkanal. Über diesen wird der Kunststoff in die Spritzgussform gepresst und fließt dann über den Steg in jede einzelne Kammer der Form. Leider ist der Kunststoff aber zu früh erkaltet und hat dadurch nicht die hintersten Enden der Kammern erreicht.

Erst mit einer höheren Temperatur und mehr Druck konnten wir die Form vollständig füllen und ansprechende Kunststoffformen herstellen.

Fazit – Recycling ist spannend!

Faszinierend war beim Workshop der Einblick in die Praxis des Plastik-Recyclings. Ich konnte ein Gefühl dafür gewinnen, wie aus einem Stück Plastikmüll über verschiedene Zwischenschritte wieder ein neuer Gebrauchsgegenstand wurde, der nichts mehr von seinem Ursprung verrät. Es steckt allerdings viel Arbeit dahinter: das Sammeln aus dem Fluss, das Sortieren, Reinigen, Zerkleinern und anschließend die Verarbeitung in der Spritzgussmaschine.

beim Recycling-Workshop hergestellte Kunststoffprodukte
beim Recycling-Workshop hergestellte Kunststoffprodukte

Auch beim Recycling kann viel Plastikmüll entstehen, wenn die Eigenschaften des jeweils verwendeten Kunststoffs nicht bekannt sind und sich die Zusammensetzung mit jeder Mischung wieder verändert. Nach ein paar Durchläufen konnten wir das richtige Verhältnis von Temperatur und Druck herausfinden.

Aber es gab auch ein Gefühl dafür, wie leicht es eigentlich sein könnte – sofern der Plastikmüll nicht in der Natur, sondern fachgerecht entsorgt würde und die Kunststoffhersteller die Zusammensetzung ihrer Produkte genauer deklarieren würden. Dann könnte die Recyclingquote von Plastikmüll sehr hoch sein. Müllverbrennung oder der Export von Plastikmüll würden damit der Vergangenheit angehören und die Natur wäre doppelt entlastet: vom arglos weggeworfenen Plastikmüll und vom Ressourcenverbrauch durch den stetig wachsenden Hunger nach neuen Plastikprodukten.

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