Brennende Ölquellen in Kuwait, die von irakischen Truppen absichtlich in Brand gesetzt wurden (Quelle: U.S. DefenseImagery; public domain)
Ist F
rieden ohne Nachhaltigkeit möglich? Der Artikel zeigt, dass Frieden ein notwendiger Bestandteil einer nachhaltigen Gesellschaft ist. Doch Frieden bedeutet nicht gleich Nachhaltigkeit. Durch die globale Verknüpfung von Waren- und Rohstoffketten profitieren Länder im Frieden von den Kriegen in anderen Staaten. Diese Rohstoff-Kriege ermöglichen es reichen Staaten, die ökologischen Ressourcen in anderen Staaten auszubeuten.Frieden als Grundlage einer nachhaltigen Gesellschaft
Die enge Verbindung von Frieden und Nachhaltigkeit wird schnell deutlich, wenn wir uns die Komplexität von Ressourcen-schonenden Kreislaufsystemen anschauen. So banale Dinge die wir ganz selbstverständlich täglich nutzen, erfordern ein ausgefeiltes System von Dienstleistern, Maschinen und Infrastruktur: Pfandsysteme für Flaschen, Müllabfuhr, Mülltrennung und Abfallaufbereitung oder eine funktionierende Kanalisation und Trinkwasserreinigung. Dies sind zivilisatorische Spitzenleistungen, die nur durch ein komplexes Zusammenspiel vieler Akteure funktionieren. Dafür braucht es motivierte und ausgebildete Fachkräfte.
Nur ein funktionierendes Bildungs- und Gesundheitssystem stellt die körperlichen und fachlichen Grundvoraussetzung für gesellschaftliche Arbeitsteilung dar. Dies bedingt weiterhin ein Wirtschaftssystem, was die vorhandenen Ressourcen so verteilt, dass damit Infrastruktur, Schulen, Krankenhäuser oder Industrieanlagen gebaut werden können. All dies macht aber keinen Sinn, wenn die Gesellschaft nicht nachhaltig ist. Denn dann verbraucht sie die notwendigen Ressourcen, bis diese aufgebraucht sind. Das alte Modell einer nachhaltigen Gesellschaft aus den drei gleichrangigen Säulen aus Ökonomie, Ökologie und Soziales ist deswegen falsch, weil es der Ökologie nicht den notwendigen Stellenwert einräumt. [Mehr dazu unter: Definition Nachhaltigkeit – Kritik des Drei-Säulen-Modells] Eine nachhaltige Gesellschaft kann nur im Rahmen der ökologischen Grenzen existieren, weswegen dies die Basis der Nachhaltigkeit darstellt. Unsere Gesellschaft bedient sich an den ökologischen Ressourcen anderer Länder: Tropenholz aus Brasilien, Eisenerz aus China, Müllentsorgung in Osteuropa.
Umweltzerstörung als Kriegswaffe
Genau dieses Zusammenspiel ist in Kriegsgebieten nicht mehr gegeben. Infrastruktur (z.B. Strom- , Wasser- und Internetversorgung) wird stark eingeschränkt oder teilweise komplett zerstört durch fehlende Wartung oder gezielte Angriffe. Das gegenseitige Vertrauen für langfristige Investitionen zum Aufbau und Betrieb von Infrastruktur leidet, wenn nicht klar ist was in den nächsten Monaten und Jahren passieren wird. Niemand baut eine teure Kläranlage, wenn unklar ist ob jemand für deren Dienste bezahlen wird, es zukünftig Ersatzteile gibt, die Kanalisation gepflegt wird und nicht doch die Gefahr besteht, dass die Technik geraubt wird weil damit auf dem Schwarzmarkt gerade schnelles Geld verdient werden kann. Auch die gezielte Zerstörung der Natur wird im Krieg als Waffe gebraucht. So setzten 1991 irakische Truppe die Ölquellen Kuwaits gezielt in Brand. Die USA besprühten im Vietnam-Krieg Waldgebiete und Felder mit umgebauten Hubschraubern und Transportflugzeugen mit Entlaubungsmitteln. Das Herbizid „Agent Orange“ zerstörte knapp die Hälfte der Wald- und Ackerflächen in Süd-Vietnam, was zu Hungersnöten führte, da die Landwirtschaft vernichtet wurde. Auch heute noch sind die früher besprühten Gebiete kontaminiert, wodurch es oft zu Fehlbildungen bei Neugeborenen kommt.
Nachhaltigkeit durch Verhütung von Ressourcen-Kriegen
Auf globaler Perspektive helfen nachhaltige Gesellschaften den Frieden auch in anderen Ländern zu wahren. Die Staaten in Europa sind weit davon entfernt nachhaltig zu sein. Wir profitieren von den günstigen Preisen für Produkte, die in Weltregionen hergestellt werden wo es keine wirksame Kontrolle von Arbeitsbedingungen und Umweltschutzauflagen gibt. Eine gute Übersicht über Konflikt-Rohstoffe liefert die Seite Fluchtgrund.de. Zum Beispiel die seltenen Erden, die unter Sklaverei-ähnlichen Bedingungen von Milizen im Kongo abgebaut werden. Unser Wunsch nach modernen Mobiltelefonen finanziert den dortigen Krieg und den Raubbau an Natur und Menschen.
Die intensivsten Ressourcenkriege werden aber immer noch um Erdöl geführt. So sind sämtliche Golfkriege in der Region Irak, Kuwait und Iran als Versuch zu verstehen, Zugriff auf neue Erdöl- und Erdgaslagerstätten zu bekommen.
Der jüngste Konflikt im Jemen ist ähnlich gelagert. Saudi-Arabien als US-unterstützte Regionalmacht versucht sich gewaltsam Zugriff auf die vermuteten Erdöl-Reserven vom Jemen zu verschaffen und zerstört dabei ein ganzen Land. Doch auf genau diesem Öl baut unsere westliche Überfluss-Gesellschaft auf. Billiges Benzin von der Tanke, Last-Minute Urlaub mit dem Flieger zum Schnäppchen-Preis nach Mallorca, High-Tech Produkte aus aller Welt zu Ramschpreise in den Kaufhausregalen – all dies steht miteinander in Verbindung.
Fluchtursache Krieg und Armut
Durch den Zusammenhang von Klimawandel und der Verbrennung von fossilen Rohstoffen (Kohle, Erdöl und Erdgas) wird das Problem von nicht nachhaltigen Gesellschaften konkret: nicht nachhaltige Gesellschaften benötigen immer neue Ressourcen, dies führt zu Ressourcen-Kriegen was wiederum die für Infrastruktur für Nachhaltigkeit zerstört. Die logische Konsequenz der Bevölkerung, die von Krieg betroffen ist: Flucht. Wenn nicht durch den Krieg selbst (z.B. Afghanistan, Irak, Syrien), dann durch die durch ihn entstandene Armut (z.B. Somalia, Nigeria, Eritrea).
Doch auch der Klimawandel führt zu Armut und damit zur Flucht. Unter dem Begriffe Klimaflüchtlinge werden Geflüchtete betitelt, deren Existenzgrundlage aufgrund der Erderwärmung gefährdet ist. Warum und von woher diese Menschen fliehen müssen, habe ich dem Artikel: Klimaflüchtlinge – Flüchtlinge auf der Flucht vor dem Klimawandel beschrieben.
Dieser Artikel ist Teil der Blogparade #darumfrieden vom Weltfriedensdienst
Danke für diesen tollen Blog. Macht weiter so.